Kluftinger bleibt sich treu. Oder vielmehr Klüpfel und Kobr bleiben sich treu. Denn auch in diesem neuesten Band um den kauzigen Allgäuer Kommissar bleibt alles beim Alten. Und das bezieht sich diesmal sogar auf den Kriminalfall, den Kluftiger und sein Team zu lösen haben.
Der Roman schließt fast nahtlos an den Vorgängerband „Kluftiger“ an. Das Manko dabei: wer diesen nicht gelesen hat oder bei wem die Lektüre schon etwas länger her ist, hat einige Probleme, der Handlung zu folgen. Denn es wird wenig erläutert oder nacherzählt, so dass denen, die den vorherigen Band nicht kennen, der Hintergrund fehlt. Das erschwert mir natürlich auch ein wenig die inhaltliche Zusammenfassung von „Funkenmord“, denn die ist kaum möglich, ohne bei „Kluftinger“ zu spoilern.
Kommissar Kluftinger hadert diesmal sehr mit sich, denn er hat vor mehr als dreißig Jahren den Falschen für einen Mord ins Gefängnis gebracht. Das hatte sich in dem Roman „Kluftinger“ herausgestellt und dort hatte Kluftinger dem sterbenden fälschlich Verurteilten versprochen, den wahren Täter zu finden. Seine Kollegen zeigen dafür zuerst wenig Verständnis, zumal sie noch immer den tragischen Tod ihres Kollegen und Freundes Strobl verarbeiten müssen. Kluftinger muss zusätzlich auch noch kommissarisch die Aufgaben der Polizeipräsidentin übernehmen und eine neue Mitarbeiterin einarbeiten. Diese, Lucy Beer, ist eine forsche junge Frau, die bei Meier und Hefele erst einmal auf Widerstand stößt, nach und nach aber den Respekt des Teams erringt.
Neben dem Kriminalfall spielt sich wieder reichlich Handlung im Privatleben des Kommissars ab. Seine Frau fühlt sich krank, er muss sich daher um den Haushalt kümmern. Außerdem besorgt er seinem Intimfeind Dr. Langhammer einen neuen Hund und streitet oft und gerne mit seinem Vater. Also auch das wie immer. Natürlich macht das alles viel Spaß beim Lesen, nur rückt mir dabei der Kriminalfall zu sehr in den Hintergrund und Spannung kommt so gut wie gar keine auf. Diese Nebenschauplätze rücken mir zu sehr in den Vordergrund, zumal sich dies in allen Bänden wiederholt. Die im Übrigen vielleicht auch aus diesem Grund von Mal zu Mal umfangreicher werden, während die Handlungen immer mehr abnehmen. Szenen wie die, als Kluftinger versucht, die Waschmaschine in Gang zu bringen oder wenn er mit dem Zug unterwegs ist, hat man so schon hundertmal anderswo gelesen und gesehen. Auch die Gags um Kluftingers Unwissenheit in moderner Kommunikationstechnik sind inzwischen abgenutzt und zünden nicht mehr so richtig. Ich glaube, hier liegt für mich auch das Problem. Die Figuren entwickeln sich nicht, alle und besonders Kluftinger sind immer gleich – was viele Leser aber vermutlich genauso mögen.
Mein Fazit: ein typischer Klufti
Volker Klüpfel u. Michael Kobr – Funkenmord
Ullstein, September 2020
Gebundene Ausgabe, 489 Seiten, 22,99 €