Acht Jahre, nachdem ihr Mann von einer Geschäftsreise nicht zurückkehrte, fährt seine Witwe noch einmal mit ihrem Oldtimer-Reisemobil an den Ort, an dem er ihr einst den Heiratsantrag machte und wo sie jedes Jahr einige Urlaubstage verbrachten. Kathrin möchte endgültig Abschied nehmen, obwohl sie noch immer heftig um ihren Peter trauert, der inzwischen für tot erklärt wurde.
Doch plötzlich ist sie sich dessen gar nicht mehr so sicher, denn eines Morgens liegen ihre Lieblingsblumen auf der Motorhaube, am nächsten Tag ihre Lieblingsbrötchen. Weitere Merkwürdigkeiten geschehen, so dass sie immer mehr glaubt, ihr Mann sende ihr verschlüsselte Botschaften. Schließlich findet sie GPS-Daten und so beginnt ein abenteuerlicher Trip durch Hessen und Thüringen.
Dabei begegnet Kathrin immer wieder einem geheimnisvollen Mann mit Hund und einer merkwürdigen Schwedin. Und sie sieht an verschiedenen Orten einen kleinen Jungen, der ihrem Mann verblüffend ähnelt.
Der Krimi wird aus den Perspektiven von Kathrin, von Henrik, einem Privatdetektiv und von Astrid, einer Schwedin auf der Suche nach ihrer Schwester, erzählt. Dabei legt die Autorin viele Fährten, das jedoch nicht immer sehr subtil, so dass man durchaus schon sehr früh die Hintergründe erahnen kann. Doch das wird kompensiert durch den humorvollen Stil. Mit guter Beobachtungsgabe zeichnet H.K. Anger die Figuren und auch die Orte, die dunklen Ecken auf abgelegenen Campingplätzen ebenso wie die engen Straßen in der Altstadt von Wetzlar. Zwar war mir an mancher Stelle die Trauer der Protagonistin etwas zu überstrapaziert, wirkte zu frisch für acht Jahre nach dem Verlust.
Stilistisch ist der Roman keine Herausforderung, viele Phrasen finden Eingang in die Sätze, wie „ihr Blut gefriert in den Adern“ oder ähnliches. Auch fällt mancher Absatz aus der Perspektive, so dass die Leserin erstaunt innehält. Dafür sind die Dialoge erfrischend lebendig, die Charaktere authentisch und amüsant. Die Spannung nimmt nur langsam Fahrt auf, gegen Ende spitzen sich die Ereignisse dafür um so mehr zu. Wobei das Ende dadurch verliert, dass der Leserin die Auflösung anhand eines Dialogs präsentiert wird, in dem die Zusammenhänge sehr undramatisch erläutert werden. Das hätte man sicher geschickter lösen können.
Alles in allem ein Krimi mit abwechslungsreichem Plot, frischen Charakteren und einem gerüttelt Maß an Spannung.
H.K. Anger – Camping mit Todesfolge
emons, April 2021
Taschenbuch, 271 Seiten, 13,00 €