Wieder ein Eifelkrimi. Diese Faszination der Krimiautor:innen für die Eifel überrascht mich stets von neuem. Aber selten wird man dann enttäuscht, also funktionieren hier Kriminalromane offensichtlich immer wieder gut.
Und dieser hier hat mir sogar ausnehmend gut gefallen. Vor allem weil hier einmal ein Protagonist die Handlung beherrschte, der mit viel Sympathie, mit Tiefgang und Verständnis ausgearbeitet und geschildert ist.
Es handelt sich um Werner Baltes, seines Zeichens Kriminalhauptkommissar eben in der Eifel. Nach einem heftigen Burnout und längerer Auszeit nimmt er nach und nach die Arbeit wieder auf. Sozusagen zum Eingewöhnen übernimmt er die Ermittlungen in einem älteren, unaufgeklärten Fall. Darin geht es um den sehr unappetitlichen Mord an einem Lokalpolitiker, der in Einzelteilen in verschiedenen Müllcontainern gefunden wurde.
Liebevoll unterstützt und behütet von seiner verständnisvollen Ehefrau Vera begibt sich Baltes auf Spurensuche. Immer wieder muss er dabei innehalten mit Rücksicht auf seine Gesundheit. Diese Pausen nutzt er für etliche philosophische Gedankenspielereien, denen man als Leserin gerne folgt. Hat dieser Mann doch ein feines Gespür für die Höhen und Tiefen der menschlichen Seele und dem Umgang der Menschen miteinander.
Seine Nachforschungen führen ihn mit den unterschiedlichsten Charakteren zusammen, die mehr oder weniger verdächtig sind. Auch hier gelingt es der Autorin, die selbst auch in der Eifel zu Hause ist, diese Figuren lebensecht und natürlich darzustellen. Keiner ist nur böse, nur dumm oder nur schuldig. Jeder hat seine Geschichte, aus der heraus die jeweiligen Handlungen und Aktion erklärbar sind. Das trägt zur Qualität dieses Romans ebenso bei wie zur Spannung des Kriminalfalls.
Darüber hinaus hat man beim Lesen eine große Freude an den abwechslungsreichen Beschreibungen. „Dazwischen überlebte eine Ordonnanz schütterer Kirschlorbeersträucher vor grün lackierter Doppelstabmatte aus Metall, die den Grenzübertritt zum Grundstück nebenan verwehrte. Die Einrichtung war spartanisch, so gemütlich wie der Showroom eines kurz vor der Insolvenz stehenden Möbelhändlers.“ (S. 105)
Alles in allem ein gelungener Roman von einer Autorin, von der ich gerne mehr lesen möchte.
Angelika Koch – Die Eifel und die blinde Wut
gmeiner, September 2021
Taschenbuch, 279 Seiten, 13,00 €