Felicitas Fuchs – Minna. Kopf hoch, Schultern zurück

Noch ein Buchtipp, dem ich gefolgt bin, doch diesen habe ich wirklich nicht bereut. Wenn man auch weiß, wer sich hinter dem Namen Felicitas Fuchs verbirgt, dann ahnt man, dass man ein gutes Buch in Händen hält.

Minna ist die Geschichte der Großmutter der Autorin, in Romanform und daher sicher verfremdet, aber, so erklärt sie im Nachwort, nah an der Realität. Minna, die lieber Mia genannt werden möchte, ist 1924, als die Geschichte beginnt, eine fesche und sehr muntere Neunzehnjährige, die mit Leidenschaft näht. Ihre Mutter Ida achtet sehr auf Benimm und Moral, was Minna nicht immer leicht fällt. Als sie Fred kennenlernt, einen jungen Mann aus gutem Haus, gibt sie sich große Mühe, seinen und den Ansprüchen seiner Eltern zu entsprechen.

Doch ihr Unabhängigkeitsdrang ist größer, so wie auch ihr Dickkopf. Als sich für sie die Gelegenheit ergibt, gründet sie einen Modesalon, der mit ihren Kreationen großen Erfolg hat, was ihr Mann ihr schließlich neidet. Aber Minna geht ihren Weg unbeirrt, setzt sich durch, lässt sich nicht unterkriegen.

Weder den Nationalsozialisten noch den Erschütterungen durch Krieg und Bomben gelingt es, Minna zu entmutigen. Auch familiäre und private Schicksalsschläge machen sie eher stärker, dabei hilft ihr vor allem auch der große Zusammenhalt in ihrer Familie.

Wenn man ehrlich ist, muss man zugeben, dass an Minnas Geschichte nicht viel neues ist, solche Lebensbeschreibungen liest man immer wieder, mal langweilig, mal spannend und fesselnd geschrieben. Und letzteres ist hier der Fall. Natürlich jagt auch bei Felicitas Fuchs ein Klischee das andere, natürlich muss auch in diesen Roman alles hineingepackt werden, was über das Dritte Reich zu berichten ist. Doch der gesamte Roman ist ein regelrechter Schmöker, stets möchte man wissen, was auf der nächsten Seite geschieht.

Und insbesondere natürlich Minna ist es, die den Roman trägt. Hier bin ich nicht objektiv, denn ich liebe solche Frauenfiguren, die sich behaupten, die ihren eigenen Weg finden und gehen, ohne sich von Männern bevormunden zu lassen. Minna lässt sich ihren Schneid von niemandem abkaufen, was für ihre Zeit ungewöhnlich ist und so immer wieder zu Konflikten mit „ihren“ Männern sorgt. Vor allem daraus zieht der Roman dann auch seine Spannung.

Das Buch ist kein literarisches Highlight, kein stilistisches Wunder, aber ein wunderbarer Lesestoff um eine spannende Frauenfigur. Die Fortsetzungen, die im nächsten Jahr erscheinen sollen, stehen bereits auf meiner Leseliste.

Felicitas Fuchs – Minna
Heyne, Juni 2022
Klappenbroschur, 606 Seiten, 15,00 €


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