Ein Wohlfühlroman um Freundschaft, Geheimnisse und gegenseitiges Vertrauen
Dies ist bereits der zweite Roman, den ich von dieser Autorin gelesen habe, und er gefiel mir um Längen besser als ihr voriger. Jener war recht dröge, ein bisschen langatmig, um nicht zu sagen langweilig.
Ganz anders der neue, der ein richtiges Wohlfühlbuch ist. Ein bisschen märchenhaft, mit ein bisschen viel Zuckerguss, aber sehr liebenswert. Und dabei auch noch spannend.
Die im Klappentext erwähnte Rachel, die viel weniger Protagonistin ist als dieser vermuten lässt, lebt in einem Leuchtturm. Der allerdings keineswegs am Meer steht, sondern im Landesinneren in Schottland. Erbaut vor mehr als hundert Jahren von einer mysteriösen, als verrückt bezeichneten Edeldame. Im Leuchtturm befindet sich eine kleine Buchhandlung, deren Besitzer jedoch plötzlich verstirbt.
Nun ist guter Rat teuer, denn niemand weiß, ob der Verstorbene Verwandtschaft hat und ein Testament ist nicht zu finden. Rachel hat kein anderes Zuhause als den Turm, hat keine Ahnung, wie es für sie weitergehen soll. Während sie derart in der Schwebe hängt, forscht sie gemeinsam mit dem im Dorf untergekommenen Journalisten Toby, der eigentlich an seinen Memoiren schreiben soll, nach den Geheimnissen des Turms. Dessen Geschichte entschlüsseln sie nach und nach, entdecken Zusammenhänge mit aktuellem Geschehen.
Unterstützt wird Rachel dabei von ihren Freunden. Das sind vor allem die Freunde des verstorbenen Buchhändlers, die sie, als Rachel vor fünf Jahren im Ort ankam, freundlich aufgenommen haben. Hinzu stößt nun noch die Jugendlich Gilly, die so gar nichts über sich preisgeben will und sich gegen Fragen und Einmischung vehement wehrt.
Die Gemeinschaft dieser Menschen bewältigt alle Probleme, hält zusammen gegen die Bösen dieser Welt. Wenn man das so schreibt, klingt es negativ, aber beim Lesen des Romans fühlt man sich damit sehr wohl. Die Figuren, so krass schwarz-weiß sie auch gezeichnet sein mögen, sind liebenswert und einigermaßen lebensecht. Da gibt es Ezra, der früher auf einer Bohrinsel arbeitete oder Edie, die sich als Künstlerin betätigt. Und den von der Kriegsberichterstattung versehrten Toby.
Dazu kommen die Geheimnisse, die vor allem Rachel und Gilly zu verbergen haben, sowie das des Leuchtturms, was zusammen soviel Spannung erzeugt, dass man schnell weiterliest und die Seiten möglichst zügig umblättert.
Natürlich ist all das ein bisschen sehr rosarot und natürlich sind die Grenzen zwischen den Guten und den Bösen dick und deutlich gezogen. Und natürlich gibt es stilistische Mängel, wie die Unsitte, Edie ständig statt mit ihrem Namen als „die Künstlerin“ zu benennen, was bei keiner der anderen Figuren ähnlich geschieht und beim Lesen fürchterlich stört.
Insgesamt aber ein Roman für entspannend-spannende Stunden, zum Verschlingen und Genießen.
Gerne mehr von dieser Autorin. Danke an den DuMont-Verlag für das bezaubernde (und leckere) Buchpaket.
Sharon Gosling – Lighthouse Bookshop
aus dem Englischen von Sibylle Schmidt
DuMont, Juni 2023
Taschenbuch, 447 Seiten, 12,00 €
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