Seinen Ernährungskompass, der so viele Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste der Sachücher war oder vielleicht sogar immer noch ist, habe ich sehr gerne gelesen. Das Buch ist informativ, flüssig und in flottem Stil geschrieben und brachte, zumindest für mich, interessante Informationen. Also war ich gespannt, wie der Autor nun eine fiktive Geschichte in einen Roman zu packen vermochte.
Bas Kast erzählt von der Lebenskrise eines erfolgreichen Mannes. Nicolas, der als Junge Schriftsteller werden wollte wie sein geliebter Onkel Valentin, hatte stattdessen die Firma des Vaters übernommen, ein Unternehmen, das zum Zeitpunkt der Handlung ein Präparat zur Verzögerung des Alterungsprozesses beim Menschen entwickeln möchte. Nicolas ist glücklich verheiratet mit Valerie und Vater des kleinen Julian.
Der plötzliche Tod des Onkels, den Nicolas trotz der großen Zuneigung nur noch selten und zuletzt vor längerer Zeit besucht hatte, bringt ihn dazu, sein Leben zu überdenken. Er stellt sich die Frage, ob er das Leben lebt, das er sich erträumt hatte bzw. warum er eben gerade dieses Leben nicht führt. Auch seine Beziehung zu Valerie, seine Einstellung zu seiner Firma, all das stellt er auf den Prüfstand. Angefacht durch die Begeisterung seines kleinen Sohnes für erfundene Geschichten lässt Nicolas immer öfter auch seiner Fantasie freien Lauf.
Die Krise, die er durchmacht, führt auch zu seltsamen Träumen, in denen er mit der Hauptfigur aus den Romanen seines Onkels in langen Gesprächen zusammentrifft. Darüber hinaus gibt es lange Passagen mit Unterhaltungen zwischen Nicolas und Valerie über ihr Leben. Das Ende der Entwicklung, der Geschichte ist dann recht vorhersehbar.
Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch, vielleicht waren sie auch geweckt durch die umfassende, viel versprechende Werbung, die für das Buch gemacht wurde. Leider hat der Roman diese Erwartung für mich nicht erfüllt. Es ist „nur“ wieder ein Roman über die Lebenskrise eines Mannes in mittleren Jahren – der mich stark an das kürzlich von mir rezensierte Buch von André Hille „Das Rauschen der Nacht“ erinnerte, dem das gleiche Thema zugrunde lag. Dazu ist der Roman von Bas Kast auch nicht außergewöhnlich in Stil oder Form, die Bilder oder Metaphern, die er verwendet, sind abgedroschen, die Figuren haben in meinen Augen zu wenig Tiefgang, sind schablonenhaft und austauschbar. Insgesamt, ich muss es so offen sagen, fand ich die Lektüre recht langweilig. Aber vielleicht hat das Buch schlicht nicht meinen Geschmack getroffen.
Ein kleiner Aspekt, den zu vermeiden jeder Ratgeber zu Kreativem Schreiben dringend rät, erwies sich zusätzlich als störend. Die Namen Valerie für Nicolas‘ Ehefrau und Valentin für seinen Onkel sind zu ähnlich und führen beim Lesen manches Mal zu Irritationen.
Bas Kast – Das Buch eines Sommers
Diogenes, September 2020
Gebundene Ausgabe, 240 Seiten, 22,00 €