Entstanden ist dieses Buch aus einer wöchentlichen Kolumne, die Louise Doughty im Daily Telegraph veröffentlichte. Hier führte sie Schritt für Schritt durch das Entstehen eines Romans.
Dabei beschränkt sie sich nicht auf die üblichen technischen Anleitungen hinsichtlich Plot, Dialogen oder Figuren. Ihr geht es vielmehr darum, Menschen, die gerne schreiben möchten, die einen ganzen Roman verfassen möchten, auf den Weg zu bringen. Sie lässt dabei beispielsweise auch die „Schrecknisse“ nicht unerwähnt. So zitiert sie den australischen Autor Elliot Perlmann, der auf die Frage, welchen Rat er jemanden geben würde, der einen Roman schreiben wolle, erwidert: „Überleg dir, was du zu opfern bereit bist.“ (S. 10).
Louise Dougthy vermeidet es in ihrem Buch sehr geschickt, als allwissende, gestrenge Lehrmeisterin aufzutreten. Sie nimmt die angehenden Autoren an die Hand, beginnt mit leichten Übungen, die aus der eigenen Biografie Ideen generieren. So folgt nach jedem zweiten Kapitel eine solche Übung, die mal daraus besteht, einen Satzanfang aufzugreifen, den Satz zu vollenden und daraus vielleicht eine Romanidee zu entwickeln. Andere Übungen regen dazu an, Recherchen zu betreiben, ermutigen dazu, auch über Unbekanntes zu schreiben, sich nicht einzuschränken.
Natürlich folgen dann auch Anregungen zur Figurengestaltung oder zu Beschreibungen von Settings. Manche Kapitel drehen sich auch um die Autor:innen, wie sie mit ihren Texten umgehen, kürzen, überarbeiten, wie sie Selbstvertrauen gewinnen und vieles mehr. Ich möchte das Buch gar nicht unbedingt als Ratgeber bezeichnen. Es ist kein Lehrbuch mit strikten Anleitungen. Es verführt vielmehr zum spontanen Schreiben, zum Ignorieren des inneren Kritikers und der Selbstzweifel. Es zeigt, wie und wo man Ideen findet und wie man damit umgeht, so dass aus ihnen schließlich vielleicht sogar ein ganzer Roman entsteht.
Geschrieben ist das Buch in einem leichten, gut lesbaren, frischen Stil. Ein wenig wirkt es, als spräche die Autorin mit der Leserin, so lebhaft ist die Sprache von Louise Doughty.
An manchen Stellen waren mir die Anleitungen und Ratschläge ein klein wenig zu oberflächlich. Doch die vom sonst Üblichen angenehm abweichenden Übungen sind in jedem Fall lohnenswert. Daher bin ich bin auch überzeugt, dass dieses Buch besonders für Schreibanfänger sehr geeignet ist. Denn es macht Mut, es regt dazu an, es doch zumindest zu versuchen, das Schreiben.
Louise Doughty – Ein Roman in einem Jahr: Eine Anleitung in 52 Kapiteln
Autorenhaus Verlag, 2015
Taschenbuch, 277 Seiten, 9,80 €