In einer Mischung aus Fiktion und Tatsachen erzählt die Autorin Ruth Kornberger von Maria Sibylla Merian. Die Naturforscherin und Malerin wurde 1647 in Frankfurt am Main geboren und starb 1717 in Amsterdam. Ihr Konterfei schmückte einst den 500 DM-Schein.
Maria Merian lebt, als der Roman einsetzt, in einer Labadisten-Kolonie in Holland, zieht aber bald darauf nach Amsterdam, da sie mit den strengen Regeln dieser Sekte nichts anfangen kann. Dort hofft sie auch, Jan de Jong wiederzutreffen, den sie kurz vorher kennengelernt hat und der ihr geradezu den Kopf verdreht. Zu diesem Zeitpunkt ist sie geschieden und muss allein den Lebensunterhalt für sich und ihre beiden Töchtern Johanna und Dorothea bestreiten.
Die Malerin lebt für ihre Kunst. Sie hat ein besonderes Auge für Insekten, sie interessiert sich nicht nur für deren Aussehen, sondern auch für ihr Leben, wovon sie sich ernähren, wie sie sich vermehren und ähnliches. Dieses Interesse schlägt sich in ihren Bildern nieder, in denen sie Wert darauf legt, beispielsweise den Schmetterling bereits als Raupe darzustellen und die jeweiligen Phasen der Entwicklung zu zeigen.
Ruth Kornberger erzählt zum einen von der künstlerischen Tätigkeit Merians und ihrem an Besessenheit grenzenden Wunsch, die Insekten in den Tropen mit eigenen Augen sehen zu können, und zum anderen von ihrer Beziehung zu dem geheimnisvollen Jan de Jong, über den Maria fast nichts weiß und der für Monate, manchmal für Jahre auf See ist, ohne dass sie Gewissheit hätte, dass er zurückkehrt.
Der Roman bietet interessante Einblicke in das Leben und die städtische Struktur Amsterdams gegen Ende des 17. Jahrhunderts, auch vor allem hinsichtlich der Rechte von Frauen zu dieser Zeit. Maria Merian hatte durchaus ihren eigenen Kopf, für die damalige Zeit nahm sie sich Dinge und Rechte heraus, die ungewohnt waren. Und sie tat alles für die Erfüllung ihres sehnlichsten Wunsches. Doch ist die Erzählweise der Autorin etwas betulich, was zwar zur erzählten Zeit passt, die Lektüre aber etwas zäh macht. Die Handlung zieht sich, es wiederholt sich vieles immer wieder, die Gespräche, die skizziert werden, ähneln sich. Es fehlen so ein wenig die Höhepunkte, zumindest bis es, nach mehr als der Hälfte des Buchs, endlich zur Reise nach Surinam kommt.
So ist der Roman zwar aus historischer Sicht spannend, wie immer, wenn ein Roman auf realen Begebenheiten beruht, die hinzugedichtete Handlung lässt hingegen die nötige Spannung eher vermissen.
Ruth Kornberger – Frau Merian und die Wunder der Welt
C. Bertelsmann, Mai 2021
Gebundene Ausgabe, 527 Seiten, 20,00 €