Was macht ein Buch, einen Roman zu etwas besonderem? Ist es der Inhalt oder ist es die Verpackung? Allerdings trifft Verpackung hier nicht so genau, was ich meine. Der Begriff Transportmittel passt vielleicht besser.
Denn es geht mir darum, was wichtiger ist, der Plot oder der Schreibstil. Über einen Roman, der mich sehr erfreut hat, las ich eine Kritik, die der Autorin vorwarf, nichts neues geschrieben zu haben, alle Verwicklungen in dieser Liebeskomödie seien altbekannt und vorhersehbar. Deswegen lehnte dieser Rezensent oder diese Rezensentin den Roman ab.
Aber niemand verlangt doch, dass eine Autorin das Rad neu erfindet. Natürlich ist dieser Roman eine übliche Romantikkomödie und natürlich sind die Zutaten dieselben wie bei anderen Romanen dieses Genres. Aber genauso, wie man die Zutaten für ein gutes Gulasch kennt, so schmeckt es doch von jedem Koch und jeder Köchin anders. Weil sie eben noch eine Prise hiervon hinzufügt oder er die perfekte Soße kreieren kann. Leider kann aber auch ein schlechter Koch das beste Gulasch verderben.
Ich glaube – und mich interessiert wirklich, wie du das siehst – dass auch eine altbekannte Geschichte, wenn sie frisch und unterhaltsam erzählt wird, begeistern kann. Das ist in diesem Roman absolut der Fall. Die Figuren sind liebenswert, mit Ecken und Macken, sympathisch und lebensecht. Die Dialoge sind spritzig, mit warmem Humor und immer einem Zwinkern im Augenwinkel. Die Fettnäpfchen, in welche die Protagonistin tappt, mögen altbekannt sein, aber die Beschreibung des Geschehens ist so plastisch und witzig, dass ich beim Lesen das Gefühl bekam, ich bin dabei, ich sehe, höre, fühle, was geschieht.
Und wenn ein Roman dieses Gefühl in der Leserin weckt, hat er doch das wichtigste Ziel erreicht, will mir scheinen. Umgekehrt, falls eine ganz ungewöhnliche, hochspannende Handlung, nie vorher gelesene Ereignisse in dem Roman geschehen, mag das fesseln. Wenn aber der Stil des Autors schwerfällig, langweilig, einfallslos oder klischeebeladen ist, dann macht dieser Roman doch dennoch keinen Spaß.
Worauf ich hinauswill, ist, dass es in meinen Augen wichtiger ist, gut zu schreiben, als unbedingt auf Teufel-komm-raus etwas noch nie Dagewesenes zu erfinden. Im Grunde ist es die altbekannte Frage, die ich oben schon gestellt habe: was ist wichtiger für einen Roman, Stil oder Plot?
Wahrscheinlich ist die Antwort ganz einfach: das eine ohne das andere funktioniert gar nicht. Inhalt und Verpackung, deren Transportmittel einen Platten hat, kommen halt nicht beim Empfänger an.
Aber wenn wir mal all diese Fragen außer Acht lassen, dann ist doch das Wichtigste eines Romans, dass er uns ablenkt, dass er uns den Alltag vergessen und den Sorgen entfliehen lässt. Wenn man das über ein Buch sagen kann, dann war es doch nicht so verkehrt, würde ich denken.