Bist du eher der Typ einsamer Wolf respektive einsame Wölfin oder läufst du lieber im Rudel mit? Übersetzt in unser Thema lautet die Frage: schreibst du grundsätzlich für dich allein im Kämmerlein oder bist du Teil einer Gruppe Gleichgesinnter?
Es gibt ein Zitat der bekannten Autorin Tanja Kinkel: „Beim Schreiben ist man oft allein, aber niemals einsam.“ Dem kann ich unumwunden zustimmen. Gemeint sind damit natürlich die Figuren deiner Geschichte, die dir beim Schreiben Gesellschaft leisten. Aber braucht man nicht auch die eine oder andere lebendige Person, zum Austausch, zum Anspornen, zum Erhalt der Bodenhaftung und aus Tausend anderen Gründen?
Für mich jedenfalls gilt das unbedingt. Darum betreibe ich intensives Netzwerken, trete immer wieder in Kontakt mit anderen Schreibenden, beteilige mich an gemeinsamen Projekten. Und darum bin ich auch Mitglied in Autoren- bzw. Autorinnengruppen. Dass man dadurch zum Beispiel gemeinsame Workshops organisieren kann, davon hatte ich ja letzte Woche schon erzählt – dazu später auch noch mehr. Aber es gibt so viel mehr Vorteile, wenn man einer solchen Gruppe angehört.
Das beginnt mit dem gegenseitigen Testlesen, etwas, was besonders in der Autorinnengruppe Kommplot, der ich angehöre, intensiv gepflegt wird. Wir tauschen unsere Texte untereinander aus, die Kritik, die dann zurückkommt, ist immer hart und gnadenlos, aber ebenso immer sachlich, freundlich und stets konstruktiv. Da geht es nicht darum, sich laues Lob abzuholen, die anderen Autorinnen schauen wirklich genau hin. Und wir alle, die wir schreiben, wissen, dass es unendlich viele Fehler gibt, die wir selbst auch nach dem zwanzigsten Mal lesen in unseren eigenen Texte nicht entdecken.
Als Teil einer Gruppe lernst du also unheimlich viel, weil du auch, welche Binsenweisheit, aus den Fehlern der anderen einiges für dein eigenes Schreiben lernen kannst. Doch auch gemeinsames Schreiben, sich ein Thema setzen und sich überraschen lassen, wie unterschiedlich die Texte sind, die daraus entstehen, ist ein schönes Erlebnis innerhalb der Gruppe. Wenn dann, wie sowohl bei Kommplot also auch bei den SiebenSchreibern, meiner zweiten Autorengruppe, geschehen, daraus gemeinsame Bücher entstehen, das ist zum einen ein wirklich erhebendes Gefühl, zum anderen stärkt es die Gemeinschaft. Wichtig dabei allerdings, dass auch alle gleichermaßen mithelfen, beim Gestalten ebenso wie danach beim Vermarkten. Hierzu übrigens ebenfalls weiter unten noch besondere Infos…
Natürlich, und das bringt mich wieder zurück zu dem oben genannten Zitat: beim Schreiben sitzt du nichtsdestotrotz allein am Schreibtisch. Nur in deinem Kopf entstehen deine Geschichten und nur du kannst sie zu Papier bringen. Dennoch, und das überrascht mich immer wieder von neuem, kommen spontane und gute Ideen oft, wenn du mit anderen zusammen bist. Sei es tatsächlich, um gemeinsam zu schreiben, aber auch, wenn ich in einem Café sitze oder bei anderen ist es die Zugfahrt, während der sie am kreativsten sind.
Diese Erfahrung haben wir am vergangenen Wochenende wieder einmal gemacht. Wie letzte Woche berichtet, nahmen wir SiebenSchreiber ja an einem Krimi-Workshop teil. Zwar war es am Ende viel Workshop, aber wenig Krimi, dennoch hatten wir ungemein viel Spaß, waren außerordentlich kreativ und haben immens viel Neues gelernt. Der Dozent gab uns immer wieder neue Aufgaben, die tatsächlich durchaus überraschend waren. So sehr, dass ich manches Mal davor saß mit dem Gedanken: Dazu fällt mir doch nie etwas ein. Aber im Gegenteil, der Stift rannte nur so über das Papier. Wenn ich bedenke, wie oft ich, wenn ich allein zu Hause am Schreibtisch sitze, besagten Stift nahezu durchnage und dennoch keine Inspiration habe, dann ist es schon erstaunlich, wie die Ideen sprudeln, sobald man zu mehreren um den Tisch sitzt.
Woran liegt das? Ist es das Gefühl, du musst jetzt liefern? Ist es eine Art Konkurrenzdenken, so nach dem Motto, dass man sich keine Blöße geben will, wenn doch alle anderen etwas zu Papier bringen? Ist es dieser Zeitdruck, dass du innerhalb von 20 Minuten eine Geschichte entwerfen musst? Oder was ist es? Diese Frage stelle ich mir immer wieder, ohne eine endgültige Antwort zu finden.
Dass es aber in jedem Fall ein sehr motivierendes Erlebnis ist, dass es unendlich viel Ansporn gibt für das weitere Schreiben, das ist unbenommen und unwidersprochen. Da ist es dann fast zweitrangig, ob die Texte, die während einer solchen Veranstaltung entstehen, druckreif sind oder nicht. Die Übung und die Motivation, die nimmt man immer daraus mit.
Mindestens ebenso viel Motivation wie aus der Zugehörigkeit zu Gruppen oder der Teilnahme an Seminaren ziehe ich übrigens aus Lesungen. Die wunderbare Stimmung, die Resonanz aus dem Publikum, die Kommentare der Zuhörer in der Pause und nach der Lesung, das ist sozusagen der ultimative Motivationsschub. Ich kann nur jedem und jeder Schreibenden empfehlen: lest aus euren Texten, holt euch diese Rückmeldung zu der Wirkung, die eure Geschichten erzielen. Dann ergeht es euch wie mir auf meiner letzten Lesung, die einfach nur ein wunderschönes Event war, mit Musikbegleitung, einem netten Lese-Kollegen und einem wunderbaren Publikum.
Und noch dies: nach der Lesung ist natürlich vor der Lesung. Also sei gespannt, was ich momentan in Planung habe. Hier erfährst du es demnächst.