Dass diese Autorin richtig gute Krimis schreiben kann, habe ich entdeckt als ich im vergangenen Jahr ihren Roman „Bis er gesteht“ lesen durfte. Ein unfassbar spannender Thriller um einen Mord innerhalb einer Familie, vor allem aus Vernehmungsprotokollen bestehend.
Nun hat sie zwei neue Romane vorgelegt, mit einer Fernsehjournalistin namens Milla Nova als Protagonistin. „Kalte Seelen“ ist der erste in der Reihe. Er dreht sich um unidentifizierte Tote, die in Gewässern der Schweiz gefunden werden.
Zeitgleich versucht Milla Nova eine verurteilte Frau vom Vorwurf des Mordes zu befreien. Milla hatte sich für Recherchen ins Frauengefängnis einschließen lassen und dort Kontakt zu einer Frau bekommen, die von sich behauptet, den ihr vorgeworfenen Mord nicht begangen zu haben. Milla beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und – natürlich – gerät sie dabei immer wieder auch selbst in Gefahr. Darüber findet sie Dinge über ihren Vater heraus, die sie vielleicht lieber nicht gewusst hätte.
Als Parallelhandlung schildert der Roman die Beziehung Milla Novas zu Sandro Bandini, erfolgreicher Ermittler der Mordkommission. Er gerät immer wieder in Konflikte, wenn Milla Dinge aus seinen Ermittlungen, die er ihr verrät, für ihre Reportagen verwendet. Dies sorgt für Reibung in ihrer Beziehung und Sandro zieht daraus schwerwiegende Konsequenzen.
Leider fand ich diesen Roman lange nicht so subtil, so spannend und fesselnd wie „Bis er gesteht“. Vorrangig ist daran in meinen Augen die auktoriale Erzählweise schuld, die es mir schwer macht, den Figuren nahe zu kommen. Ob man diese Erzählperspektive mag oder nicht, ist natürlich Geschmacksache, sie hat aber auf jeden Fall ihre Schwachstellen und eine davon ist eben diese Distanz zur Figur. Dann ist der Roman für einen Krimi zu langatmig, verliert sich in zu detaillierten Beschreibungen, hält sich mit zu viel Gefühlserläuterungen auf. Statt die Gefühle der Protagonisten durch ihr Handeln oder ihr Sprechen zu vermitteln, erzählt uns die Autorin davon und dies wieder und wieder.
So zieht sich die Handlung dahin. Dabei sind die Figuren durchaus interessant und vielschichtig angelegt. Ihr Agieren und Reagieren allerdings scheint mir oft nicht schlüssig und nicht nachvollziehbar, vieles ist mir zu konstruiert, benötigt die Autorin für ihren Plot zu viele Zufälle.
Auch der zweite Band der Reihe um Milla Nova, dessen Rezension demnächst folgt, hat mir nicht wesentlich besser gefallen, doch er bietet immerhin mehr Tempo.
Christine Brand – Kalte Seelen
atlantis, Mai 2022
Taschenbuch, 380 Seiten, 18,90 €
Schau auch hier: Christine Brand – Bis er gesteht