Alles hinter sich lassen und neu anfangen, wer hätte davon nicht schon mal geträumt. Anna, die Protagonistin dieses Romans, tut genau das. Dabei allerdings schleppt sie viel Ballast, viele schmerzhafte Erinnerungen mit.
So vielversprechend sich der Klappentext liest, so vorhersehbar und so wenig überraschend ist der Plot.
Anna, eine hervorragende Köchin, die in einer viele Jahre dauernden Beziehung mit einem eitlen und überheblichen Koch ihr Licht immer unter den Scheffel stellen musste, hat nach dem Ende dieser Beziehung und dem Tod ihres Vaters eine kleine Hütte am Meer in Schottland erworben. Dorthin zieht sie sich zurück, um zu trauern, abzuschließen und herauszufinden, wohin sie in Zukunft will.
In dem kleinen überschaubaren Dorf sind alle freundlich und aufgeschlossen, insbesondere ein gutaussehender Fischer und der verwitwete Verkäufer ihres neuen Domizils. Es wird viel geredet in diesem Roman, lange philosophische und doch recht nichtssagende Gespräche führt Anna mit ihren Nachbarinnen und es dauert nicht lange, bis auch ihr Herz wieder nervös wird. Schließlich taucht auch ihr Ex auf, der selbstherrlich wie immer die Szenerie beherrschen will.
Anna ist ein regelrechtes Mäuschen, mit wenig eigenem Willen. Dies will sie ändern und muss sich ständig selbst ermahnen, auch mal Nein zu sagen. Das wirkt auf die Dauer etwas aufgesetzt und gequält.
Die Handlung ist wie bereits erwähnt sehr vorhersehbar, dümpelt vor sich hin. Auch die dramatischen Höhepunkte wie ein verschwundenes Kind oder sturmumbrauste Küstenlinien sind reichlich abgedroschen. Die Figuren sind sympathisch, wenn auch etwas flach und mir etwas zu sehr schwarz-weiß gezeichnet, da stehen die lieben Dorfbewohner gegenüber dem bösen Ex-Freund, und auch die beste Freundin darf nicht fehlen.
Ein netter Roman für zwischendurch, ohne rechte Spannung und ohne Tiefgang, der dafür aber wunderschöne Landschaftsbeschreibungen bietet. Die machen Lust auf eine Reise an die schottische Küste.
Sharon Gosling – Fishergirl’s Luck
aus dem Englischen von Sibylle Schmidt
DuMont, Juni 2022
Taschenbuch, 350 Seiten, 12,00 €