Sowas gab es ja schon öfter, Romane oder Kurzgeschichtensammlungen in Verbindung mit Rezepten. Doch selten ist mir ein so schön aufgemachtes und so kurzweiliges Buch begegnet wie diese mörderisch witzigen Geschichten rund ums Grillen. Nicht zu vergessen die mundwassererzeugenden Rezeptvorschläge für Dips, Fleischgerichte und vegetarisches Grillgut.
Die beiden Autoren, Ralf Kramp – Geschäftsführer des KBV-Verlags – und Carsten Sebastian Henn sind bekannt für ihre skurrilen, humorvollen und abgründigen Kriminalromane. Ira Schneider ist Food-Journalistin und Fotografin.
Hier nun also eine Zusammenstellung von abgründigen, bösen Krimikurzgeschichten, die sich alle irgendwie mit Grillen, grillenden oder gegrillten Männern beschäftigen. Besonders böse und besonders gut gefiel mir zum Beispiel „Eine ganz heiße Masche“ von Ralf Kramp. Darin hadert ein Ehemann mit den Grill-Ambitionen seiner Gattin, die doch ach so gerne auch einmal die Grillzange schwingen würde. Es gelingt ihm, sie abzulenken und anderweitig zu beschäftigen. Nur leider macht ihr die Alternativbeschäftigung in Form von endlosem Stricken so viel Freude, dass sie gar nicht mehr damit aufhört und ihn beglückt mit gestrickter Grillschürze, Grillmütze, ebensolchen Handschuhen. Das geht bis hin zu ‚Schuhen‘ und Haube für den Grill. Nur an der Schürze hängt leider ein loser Faden …
Herrlich auch „Schwarz wie Kohle“, ebenfalls von Ralf Kramp. Hier muss ein wirklich verzweifelter Angestellter seinen Chef und später auch noch dessen zahlreiche Freunde mit ‚Grillkohle“ versorgen. Nur, die Läden haben geschlossen oder der Bestand ist ausverkauft. Da findet sich jedoch eine Alternative, deren ‚Gewinnung‘ allerdings härteste körperliche Arbeit bedeutet. Am Ende allerdings, wie in diesem Genre üblich, geht das Ganze für besagten Chef eher nichts so gut aus …
Die im Buch vertretenen Geschichten aus der Feder von Carsten Sebastian Henn sind insgesamt meist länger und benötigen mehr Anlauf, bis sie Fahrt aufnehmen und die Pointe erreichen. Nichtsdestotrotz sind sie genauso bissig, haarsträubend und kurios. Da ist zum Beispiel der tagebuchschreibende Tobi Schlickenbrück in der Geschichte „Der tut nix, der will nur grillen“, der versehentlich das halbe Dorf in Brand steckt, während die Presse ganz andere Urheber hinter den Taten vermutet.
Überhaupt, die Titel der Geschichten sind allein schon eine Pointe für sich. Neben den bereits erwähnten gibt es noch die „Fifty shades of Bratwurst“ oder „Haut und Knochen“ und ähnlich absurd-abstruses. Das ganze Buch ist ein einziges Vergnügen, die Rezepte habe ich noch nicht ausprobiert, sie klingen in jedem Fall vielversprechend. Wer weiß, vielleicht gibt es ja mal einen Nachfolgeband, vielleicht mit ‚Torten & Morden‘?
Ralf Kramp & Ira Schneider & Carsten Sebastian Henn – Grillen & Killen
KBV, Mai 2022
Klappenbroschur, 151 Seiten, 16,90 €