Welche Erwartungen weckt dieser Titel? Mich ließ er einen heiteren, witzigen Roman erwarten, mit viel Humor, fröhlichen Figuren und amüsanter Handlung. Wenn man dann noch erfährt, dass die Autorin als Kabarettistin auftritt, verstärkt sich diese Erwartung zusätzlich.

Doch weit gefehlt. Was man bekommt ist eine nette, aber sehr seichte Geschichte mit herzigen, aber recht schablonenhaften Figuren, eine Geschichte um triviale Problemchen, eine Geschichte ohne Tiefgang und leider eben auch ohne Humor.

Die alternde Schauspielerin Etta gerät in finanzielle Schieflage und weiß nicht, wie sie in der nächsten Zeit ihr Auskommen sichern soll. Zufälligerweise kommen ihre Nachbarin, die Komikerin Daniela sowie deren Mitarbeiter Franz in die gleiche Situation, wie auch noch die verhinderte Modedesignerin Pia. Kurzum beschließen die vier Menschen, die sich bislang – abgesehen von Dani und Franz – nicht kannten, zusammen in Ettas Wohnung eine WG zu bilden.

Daraufhin folgen diverse kleine Streitereien, jeder hat seine ganz eigenen Problemchen und jede entwickelt ihre eigenen Zukunftspläne. Für Etta heißt das, neue Rollen ebenso zu finden wie den Agenten, der sie um ihr Geld betrug. Für Dani bedeutet es, ein neues Bühnenprogramm auszuarbeiten. Franz muss sich entscheiden, ob er zurück zu seiner aggressiven Ehefrau will und Pia muss ihre gescheiterte Beziehung überwinden. Dazu kommt noch, als running gag sozusagen, der Dauerstreit der WG mit Hausmeister Bunske.

Das ist alles recht nett, auch unterhaltsam und man liest sich flott durch diese eben doch etwas simple Geschichte. Die Figuren sind flach und ziemlich blass, die Konflikte werden in kurzen Diskussionen umgehend ausgeräumt, die Dialoge sind hölzern und wenig lebensnah. Die mir noch sympathischste Figur ist das Mädchen Hilda, die an Trisomie 21 erkrankte Tochter einer Nachbarin. Hier gelingt der Autorin eine recht einfühlsame Figurengestaltung.

Dass sich am Ende wenig überraschend alles in Wohlgefallen auflöst, kann man hier gefahrlos erwähnen, ohne zu spoilern, denn mit etwas anderen rechnet die Leserin bei der Lektüre dann auch nicht mehr.

Fazit: eine nette, aber seichte Geschichte ohne Dramatik oder Spannung und leider auch ohne Humor.

Lioba Albus – Zusammen ist man weniger gemein
Lübbe, Oktober 2022
Taschenbuch, 333 Seiten, 17,00 €