Ein herrlich altmodischer Krimi ganz im Stile Agatha Christies mit perfekt gezeichneten Figuren, humorigen, leicht ironisch-bissigen Dialogen, einer forschen Protagonistin, vielen falschen Fährten und einer passend überraschenden Auflösung.
Auf dem Landgut von Agatha und Max Mallowan finden sich mehrere Gäste ein, darunter auch ein nicht eingeladener Journalist. Dieser jedoch wird am folgenden Morgen von Phyllida Bright, der Haushälterin, tot in der Bibliothek gefunden. Schnell wird nicht nur dem ermittelnden Inspektor von Scotland Yard, sondern auch der unerschrockenen Phyllida klar, dass der Mörder sich unter den Gästen befinden muss. Weil sie, die nicht nur Angestellte, sondern auch Freundin von Agatha Christie ist, den Eindruck hat, die Polizei sei der Aufgabe, den Täter zu finden, nicht gewachsen, beginnt Phyllida selbst mit Nachforschungen.
Da geschieht ein weiterer Mord, der in Beziehung zur ersten Tat stehen muss. Phyllida, die nicht allein den Haushalt mit Bravour führt und das Personal mit strenger, aber gerechter Hand leitet, sondern sich durchaus auch im nahen Dorf zu behaupten weiß, fühlt die Dringlichkeit, den Täter zu finden, damit nicht noch mehr Verbrechen geschehen. Mit Spürsinn, Intelligenz, Kombinationsgabe und Einfühlungsvermögen kommt sie so dem Täter auf die Spur. Inspiriert wird Phyllida dabei von den Romanhelden Agatha Christies, allen voran dem von ihr verehrten Hercule Poirot. Die berühmte Schriftstellerin selbst trägt jedoch herzlich wenig zur Aufklärung der Taten bei, spielt im Roman nur eine Nebenrolle.
Der Roman besticht vor allem durch seine Protagonistin, eine ungemein sympathische und sehr geheimnisvolle Hobbydetektivin. Phyllida Bright lässt nichts durchscheinen aus ihrer Vergangenheit, obwohl vieles angedeutet wird im Laufe der Handlung. Insbesondere die Hintergründe ihrer Freundschaft mit Agatha Christie, ihre besonderen Fähigkeiten und ihre Unerschütterlichkeit haben offensichtlich ihre Ursprünge in dieser geheimnisvollen Vergangenheit. Nicht nur aus diesem Grund wünscht man sich weitere Bände mit dieser Figur, hofft man auf Aufklärung. Glücklicherweise sind diese bereits angekündigt.
Verwunderlich ist nur, dass diesen so herrlich und typisch englischen Krimi in der Tat eine amerikanische Autorin verfasst hat.
Colleen Cambridge – Die Dreitagemordgesellschaft
aus dem Englischen von Angela Koonen
Lübbe, November 2022
Gebundene Ausgabe, 365 Seiten, 16,00 €