Eine liebenswert-verpeilte junge Frau, die eine Liste abarbeiten möchte, um ihre Durchschnittlichkeit abzulegen, ist die Protagonistin dieses Debütromans aus England.
Emily Turner ist erschüttert, als sie erkennt, dass sie in all ihren Eigenschaften absoluter Durchschnitt ist. Ihre Größe, ihr Aussehen, ihre Zukunft, ihr Job und ihre Freizeitaktivitäten, alles entspricht genau dem statistischen Durchschnitt der englischen Bevölkerung. Das muss sich ändern, beschließt sie und erstellt eine Liste der Dinge, die sie, jeweils eins pro Monat, in ihrem Leben ändern möchte.
Ein wichtiger Punkt dabei ist natürlich die Liebe. Emily ist 28 und das bedeutet, dass sie sich keineswegs jetzt verlieben darf, um nicht auch noch in diesem Detail dem Durchschnitt zu entsprechen. Nun ahnt man, was kommt. Insbesondere, als sie dem gutaussehenden Josh begegnet.
In einer Art Parallelhandlung muss Emily, ebenso wie ihre Eltern, den Tod ihrer Zwillingsschwester verarbeiten, die als kleines Kind, vor also mehr als zwanzig Jahren, starb. In Rückblicken erzählt Rebecca Ryan die Ereignisse aus der Kindheit der Zwillinge, die zum Tod Claires führten. Dass dies ein tragische Ereignis ist und dass Emily dies als kleines Mädchen sicher kaum begreifen, geschweige denn verarbeiten konnte, ist nachvollziehbar. Dennoch wirkt es in dieser Geschichte ziemlich aufgesetzt, dass dieses Thema immer noch oder wieder einen so breiten Raum in ihrem Leben einnimmt.
Insgesamt ein netter und durchaus unterhaltsamer Roman, der andererseits aber nicht so recht weiß, ob er ein humorvoller Liebesroman sein will oder doch eher sich mit dem dunkleren Thema Trauerbewältigung beschäftigt.
Die Protagonistin ist sympathisch, doch alles ist irgendwie ein bisschen dick aufgetragen, immer ist es einen Tick zu viel von allem, so dass sich jeder Gag und jede Tragik irgendwann abnutzt. Die Geschichte, die in sich so absolut vorhersehbar ist, wird dadurch ein wenig zu sehr in die Länge gezogen, auch eben, weil man oft ahnt, was als nächstes geschehen wird.
Dazu nahm der Teil der Geschichte, der sich mit der Verstorbenen befasst, etwas zu viel Raum ein. Dass Emily sich selbst und ihr Verhalten immer wieder an dem der Schwester misst, die als kleines Kind starb und deren Charakter und Verhalten als Erwachsene also niemand kennen kann, wirkt merkwürdig und unnötig aufgesetzt.
Insgesamt ein etwas unausgewogener, nett geschriebener Roman, wenn auch leicht überfrachtet.
Rebecca Ryan – Weil morgen ein neuer Tag beginnt
Angabe zu Übersetzer:in fehlt
Lübbe, Dezember 2022
Klappenbroschur, 429 Seiten, 15,00 €