Felicitas Fuchs – Hanne: Die Leute gucken schon

Dieser Roman ist der zweite Teil der autobiographisch gefärbten Trilogie, dessen ersten Band „Minna“ ich sehr gerne gelesen habe. Die unter diesem Pseudonym schreibende Carla Berling setzt hier nun die Geschichte ihrer Familie fort, im Mittelpunkt steht – oder eher soll stehen – Minnas Tochter Hanne.

Dieser Band beginnt, als Hanne noch ein kleines Mädchen ist und ihre Mutter sie mittels Näharbeiten durchbringt. Die Personen, die uns schon aus dem ersten Teil bekannt sind, treten wieder auf, vor allem Minnas Bruder und seine gehässige Frau Wilhelmine, ebenso wie die Freundin Fannie und ihre Familie.

Über eine lange Strecke folgen wir der Geschichte, die hier vor allem noch die von Minna ist. Sie erkrankt an Tuberkulose, kann ihr Geschäft nicht halten und muss in einer Fabrik arbeiten. Hanne wird zum Schlüsselkind. Sie ist ein sehr stilles, unauffälliges Kind, das nie aufmuckt, stets tut, was ihm gesagt wird, was sogar ihrem Onkel unheimlich ist.

Schließlich wird auch Hanne krank und muss immer wieder in Heilanstalten. Dadurch wird es für sie auch schwierig, eine Lehrstelle zu finden und zu behalten. Als sie erste Männerbekanntschaften schließt und dann auf einen wesentlich älteren Mann trifft, scheint die weitere Geschichte vorprogrammiert.

Die Handlung verliert sich immer wieder in unwichtigen und uninteressanten Nebensträngen, erzählt aus der Perspektive von Nebenfiguren. So zieht es sich ziemlich hin und verliert, ganz im Gegensatz zum ersten Band, erheblich an Spannung und Dramatik. Andere, für die Figur Hanne entscheidendere Begebenheiten werden erst abgehandelt und dann abrupt und lapidar abgebrochen mit dem Satz „Es hat sich erledigt“. So auch beispielsweise die Drangsalierung Hannes durch ihre in der Nazivergangenheit haften gebliebene Lehrerin. Das fand ich unbefriedigend.

Die weitere Entwicklung, der Umgang Hannes mit ihren Kindern, ist sehr distanziert, sehr oberflächlich erzählt, so dass mich die ganze Geschichte in keinem Fall so erreicht wie die Minnas.

Es folgt noch ein weiterer Band, der sich dann um Hannes Tochter Romy drehen wird. Mal sehen, wie dieser sich liest.

Felicitas Fuchs – Hanne
Heyne, Januar 2023
Klappenbroschur, 599 Seiten,  15,00 €


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