Donnerstag, der beste Tag zum Morden? Gut, lassen wir das mal dahingestellt sein. Aber zum Lesen ist der Donnerstag ein wirklich guter Tag. Wobei sich der Roman an jedem Tag gut lesen lässt, denn er ist einfach nur herrlich.
Herrlich sind die Figuren, herrlich die komische, wendungsreiche und spannende Geschichte und herrlich die Dialoge zwischen den Charakteren.
Dies ist nun bereits der dritte Band um den Donnerstagsmordclub. Wobei dieser Club nicht mordet – jedenfalls nicht vorrangig … – sondern Morde aufklärt. Immer donnerstags treffen sich Elisabeth, Joyce, Roy und Ibrahim, alle weit über 70 und alle mit ganz besonders liebenswerten Macken. Sie suchen sich alte, ungeklärte Kriminalfälle und versuchen, diese aufzuklären.
Diesmal allerdings bleibt es nicht bei der vor 10 Jahren verstorbenen Bethany Waites, deren Mord sie klären möchten, deren Leiche aber nie gefunden wurde. Es gibt kurz nachdem die vier begonnen haben, indiskrete Fragen zu stellen, einen weiteren Todesfall. Dazu wird Elisabeth auch noch entführt und vor eine vertrackte, um nicht zu sagen lebensgefährliche Wahl gestellt.
Doch mit ihrem Esprit, ihrem Wagemut und ihren in vielen Jahren Geheimdiensttätigkeit gesammelten Erfahrungen gelingt es Elisabeth, auch diese Situation zu ihren Gunsten zu entscheiden. Nur, um unmittelbar in weitere Bredouillen zu geraten.
Bei ihren Versuchen, herauszufinden, was der Reporterin Bethany geschah, die damals auf den Spuren einer gefährlichen Geldwäscherbande war, bekommt der Donnerstagsmordclub tatkräftige Unterstützung von weiteren Freunden, auch davon einige bereits betagte Senioren. Dazu stehen auch diesmal wieder die beiden Polizisten Donna und Chris an ihrer Seite.
Man jagt durch die Seiten, ständig passiert etwas, decken die Hobbydetektive neue Verbindungen auf, neue Verwicklungen entstehen. Dabei durchzieht den gesamten Roman ein wunderbarer, man möchte sagen, ein typisch britischer Humor.
Wie im letzten Band – den ersten habe ich leider nicht gelesen – gibt es auch diesmal immer wieder Abschnitte aus Joyces Tagebuch. Die sind besonders komisch, weil sie die Menschen, denen sie bei ihren Nachforschungen begegnen, so herrlich zerlegt, ihre Schwachstellen bloßlegt.
Dabei ist der Humor nie verletzend, nie unter der Gürtellinie, sondern vielmehr eher zwischen den Zeilen. Und entspringt natürlich vor allem den so ungemein liebevoll und mit spitzer Feder gezeichneten Figuren.
Einziges Manko, das mich dann aber doch schon gestört hat, ist die etwas abrupte und unerwartete Auflösung. Die vielen in die Irre führenden Spuren, die breit wie eine Autobahn gelegt wurden, waren nicht zu übersehen, aber dieses Ende hat mich nicht so richtig überzeugen können.
Dennoch natürlich und auf jeden Fall gerne mehr von diesem Club, ich freue mich jetzt schon auf Band vier.
Richard Osman- Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel
aus dem Englischen von Sabine Roth
List, Februar 2023
Taschenbuch, 431 Seiten, 17,99 €
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