Dieser Roman hat ein großes Manko: Er ist viel zu kurz. Nicht, was die Handlung angeht, die so stark und spannend aufgebaut ist, dass man mit hängender Zunge durch die Seiten hechelt und gar nicht schnell gut zur letzten kommen kann. Nein, er ist zu kurz, weil man die beiden Hauptfiguren Manne und Caro nicht verlassen möchte.
Diese beiden so sympathischen Figuren, er ein grummeliger Ex-Polizist mit Netzhautablösung und daher Nachtblindheit, sie eine empathische Quasselstrippe mit großer Internetaffinität. Die beiden zusammen bilden das Detektivduo, welches – mit IHK-Zertifikat und allem Zipp und Zapp – auch diesmal wieder in einen Mordfall gerät, der in Zusammenhang mit ihrer geliebten Schrebergartenkolonie zu stehen scheint. Hier haben die beiden im ersten Band dieser Reihe zusammengefunden, der vorliegende ist nun schon die dritte Folge und ich wünsche mir schon jetzt viele weitere.
Die toughe städtische Politikerin Hanneke Klein wird ermordet aufgefunden, in der Nähe der Kleingartenanlage, die auf ihr Betreiben hin dem Erdboden gleichgemacht werden soll, damit hier eine Fabrik für Indoor-Gärten gebaut werden kann. Natürlich geraten die Kleingärtner des Vereins, dessen Vorsitzender Manne ist, sofort in Verdacht.
Zum Glück ist der Unsympath Lohmeyer, seines Zeichens Hauptkommissar, durch Krankheit verhindert und der nette Carsten Blume übernimmt den Fall. Er spannt Caro und Manne auch gleich in sein Team ein, was nicht jedem gefällt. Gemeinsam beginnen sie also ihre Ermittlungen, aus verschiedenen Gründen unter erheblichem Zeitdruck. Deren einer die bevorstehende Hochzeit von Mannes Sohn in London ist, die er keinesfalls verpassen will.
So hetzen sie in den folgenden Tagen durch Berlin von Verhör zu Verhör und versuchen, Motiv, Täter:in und Tatort zu finden. Die Politikerin ging wohl selbst über Leichen, so dass es viele mögliche Täter und viele mögliche Motive gibt, was die Sache für die Ermittler nicht einfacher, aber dafür gefährlicher macht.
Was mir an dieser Krimireihe so ungemein gut gefällt, sind die beiden Figuren Caro und Manne, die so wunderbar normal sind. Sie haben keine der so modernen psychischen Belastungen, keine familiären Sorgen oder schwere Krankheiten, was heute stets ein Muss zu sein scheint in Kriminalromanen oder -filmen. Dazu ist die Handlung stringent und logisch aufgebaut, es gibt nicht ständige Einschübe aus der Sicht des Täters, die immer schon viel zu viel verraten, es gibt herrlich witzige Dialoge und eben die beiden Protagonisten, die sich so gerne kabbeln und sich doch so sehr mögen.
Liebe Mona Nikolay: Bitte unbedingt mehr davon.
Mona Nikolay – Hochmut kommt vor dem Farn
Droemer, März 2023
Taschenbuch, 314 Seiten, 12,99 €
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