Die Inhaltsangabe und die Beschreibung der beiden Hauptfiguren klangen vielversprechend, machten neugierig und gespannt auf diesen Debütroman aus Australien. Eine Geschichte, die sich um zwei Schwestern dreht, die ihre gemeinsame Vergangenheit aufarbeiten müssen.
Nur leider hält der Roman nicht, was Klappentext und Beschreibung versprechen. Die beiden Frauen, um die es sich handelt, Nicky und Sam, finden als Erwachsene nicht den richtigen Ton für ihren Umgang, immer wieder geraten sie aneinander, machen sich Vorwürfe. Die sich in der Regel um ihre Beziehung zu ihrer Mutter drehen, die gerade gestorben ist.
Tina, die Mutter, war Trinkerin. Als die beiden noch Kinder waren, baute Tina mit dem Wagen einen Unfall. Dabei kam niemand ernstlich zu Schaden, doch irgendwie wirkt dieses Ereignis nach bis zur Gegenwart, eben dem Umgang mit dem Tod der Mutter. Der Vater, inzwischen zum wiederholten Mal neu verheiratet, fand nie so wirklich den Absprung von seiner ersten Frau, der Mutter seiner Töchter.
Das Buch springt ständig hin und her in den Zeiten, Rückblicke sind erratisch zwischen die in der Gegenwart spielenden Abschnitte eingefügt. Dabei wiederholt sich vieles, beim Lesen erschließt sich nicht, wohin die Autorin uns Leserinnen führen will.
Auch, dass die beiden Protagonistinnen wenig sympathisch geschildert werden, ihre Probleme an der jeweils anderen auslassen, sich für alle eigenen Fehlschläge gegenseitig die Schuld geben, all das ist nicht recht nachvollziehbar, nicht ganz schlüssig.
Es entsteht der Eindruck, als hätte die Autorin mit ihrem Debüt mehr gewollt als gekonnt. Sie verliert sich in ihrer Geschichte. So dass mich der Roman nicht erreicht, nicht abholt und nicht überzeugt.
Imbi Neeme – Die Wahrheit und andere Erinnerungen
aus dem australischen Englisch von Andrea O’Brien
Arche, April 2022
Gebundene Ausgabe, 336 Seiten, 22,00 €