Wenn ältere Damen zu Detektivinnen werden
Fast könnte es eine Episode aus der gemütlichen Inspektor Barnaby Reihe sein, die Geschichte, die uns die Koblenzer Autorin in ihrem zweiten Band um die betagten Freundinnen Margret und Elisabeth erzählt.
Sowohl Umgebung wie Personal der Romane würden perfekt in die Szenerie passen, die wir aus der erfolgreichen Fernsehserie kennen. Und gerade das Personal ist es auch, was diesen Roman von Susanne Arnold einerseits so unterhaltsam macht, andererseits aber auch ein gewisses Manko darstellt.
Da hilft es auch nicht, dass man eigentlich die Figuren aus den Vorgängerband, der mir so sehr gut gefallen hatte, kennen sollte. Es sind einfach zu viele Bewohner in dieser beschaulichen Kleinstadt, die im Geschehen mitmischen.
Elisabeth, die immer mehr das Herz des Arztes Dr. Hastings betört, hat die Organisation eines Basars übernommen, dessen Einnahmen die Renovierung der örtlichen Kirche unterstützen sollen. Doch am Abend des Basars sind die Einnahmen ebenso verschwunden wie die Frau des Blumenhändlers. Dieser hat gerade sehr viel Arbeit damit, die frischgebackene Witwe eines kürzlich urplötzlich verstorbenen angesehenen Einwohners der Nachbarstadt permanent mit frischen Blumen zu versorgen.
Margret, die Spürnase, die sich immer mal langweilt aufgrund der Eintönigkeit des Kleinstadtlebens, lebt natürlich sofort auf und beginnt zu ermitteln. Verdächtige gibt es einigermaßen viele, doch Elisabeth glaubt stets an das Gute in den Menschen und kann sich von niemandem vorstellen, ein Mörder zu sein.
Als dann noch die Leiche der verschwundenen Blumenhändlerin gefunden wird, steigt Margret erst so recht in die Recherchen ein, besonders auch wegen der unglaublichen Unfähigkeit des zuständigen Inspektors. Als sie von einer spontanen Reise nach London zurückkehrt, bringt sie die Auflösung des Falls quasi im Reisegepäck mit zurück.
Das alles wird sehr flott und flüssig geschildert, Langweile tritt bei der Leserin im Gegensatz zu Margret nie auf. Die Figuren sind herrlich typisch englisch, das heißt entsprechend egozentrisch und skurril. Allerdings wird ziemlich viel geredet in dieser Geschichte, die in Ich-Form aus der Sicht der stets sehr wortreichen Elisabeth erzählt wird. Die Gespräche zwischen den Freundinnen oder unter den Dorfbewohnern, die sich gerne mal über etliche Seiten hinziehen, drehen sich dabei oft um Belangloses, werden zu seichtem Geplauder, das die Handlung nicht voranbringt. Immer wartet man darauf, dass etwas wichtiges erwähnt wird, dass etwas entscheidendes geschieht, doch es wird immer weiter nur geredet. Dazwischen geht dann die eigentliche Handlung fast unter, man verliert dann gerne mal den Handlungsfaden.
Dennoch habe ich den Roman mit Freude gelesen, eben aufgrund der erwähnten sympathischen und lebensechten Figuren, die gut und mit Tiefgang ausgearbeitet sind. Daher freue ich mich bereits jetzt auf den schon angekündigten nächsten Band.
Susanne Arnold – Das Schwarz der Tulpen
Dryas Verlag, Februar 2024
Taschenbuch, 397 Seiten, 14,00 €
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