Helen Frances Paris – Der wunderbare Garten der Mrs  P.

⭐⭐⭐⭐

Die Unsichtbarkeit von Frauen eines gewissen Alters – verpackt in eine berührende Geschichte

Wieder einmal wäre es klüger gewesen, den englischen Originaltitel des Romans schlicht ins Deutsche zu übersetzen – denn er passt viel besser als der etwas kitschige deutsche Titel. „Der Club der unsichtbaren Frauen“ – darum geht es vor allem in diesem manchmal etwas arg rührseligen, meist aber sehr anrührenden Roman.

Im Mittelpunkt steht die 72-jährige Janet, deren Einsamkeit man fast mit Händen greifen kann. Sie macht es ihren Mitmenschen aber auch wirklich nicht leicht, mit ihr in Kontakt zu treten. Weder ihrer freundlichen Nachbarin Beverley, die so offensichtlich ihren Anschluss sucht, noch den anderen Pächtern in der Kleingartenanlage, wo Janet ihren geliebten Garten hat.

Nur dort ist sie glücklich, nur dort fühlt sie sich wohl und lebendig. Ihr Wissen um Kräuter und Pflanzen ist schier unerschöpflich, doch manchmal drängt sie es ihren Parzellennachbarn ungefragt auf und sorgt damit beständig für Missverständnisse.

Dann soll jedoch die gesamte Gartenanlage geschlossen werden. Denn man hat dort angeblich den Japanischen Staudenknöterich entdeckt, eine invasive Art, die geradezu gemeingefährlich ist für alle anderen Arten von Pflanzen, die sie schlicht verdrängt. Janet will sich das nicht gefallen lassen und greift auf ihre Erfahrungen und Kontakte aus ihrer Zeit beim britischen Geheimdienst zurück.

Dabei findet sie ungewollt Hilfe durch ihre Nachbarin Beverley. Die Hebamme steckt mitten in den Wechseljahren, ist aber eine unerschütterliche Optimistin und ebenso unerschütterlich hilfsbereit. Auf ihrer Reise durch England erleben es die Beiden immer wieder, dass sie übersehen, missachtet werden – so wie es vielen Frauen ab einem gewissen Alter immer wieder passiert. Die beiden ungleichen Frauen geraten schließlich sogar fast in Lebensgefahr, kommen sich dadurch aber näher und lernen sich besser kennen und vor allem verstehen.

Dazwischen gibt es immer wieder winzige Einblicke in Janets Vergangenheit, über die vielen Verletzungen, die ihr zugefügt wurden und die Verluste, die sie erlitt. Die aber auch ihre schroffe, zurückweisende Art in gewisser Weise erklären.

Der Roman ist wunderbar leichtfüßig geschrieben, keine hochkarätige Literatur, aber sehr unterhaltsam, mit einer Prise Humor, einer großen Dosis Gefühl, ein wenig Tränen, etwas Liebe und sehr viel vom Thema Pflanzen und Kräuter. Das Ende, die allerletzten Zeilen nach dem eigentlichen Schluss, die hätte es aber dann doch eher nicht gebraucht.

Helen Frances Paris – Der wunderbare Garten der Mrs  P.
aus dem Englischen von Sophie Zeit7
dtv, März 2024
Klappenbroschur, 318 Seiten, 17,00 €


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