Kuriose Geschichte um eine Tierpräparatorin, deren Sinn im Verborgenen bleibt
Figuren mit besonderen Eigenheiten sind in der Regel ein Garant für gute Romane. Hier trifft das leider nicht zu.
Die Protagonistin Éva ist sehr verschroben, sie redet mit den von ihr ausgestopften Tieren, lieber als mit lebenden Menschen. Sie verziert auf Wunsch eines Kindes dessen verstorbenen Hamster mit einer Löwenmähne, nachdem sie die nötigen Löwenhaare vorher in einem Museum entwendete.
Und sie lernt ihren Nachbar, den sie auch nur so nennt, und seinen Sohn kennen. Danach wird es turbulent. Sie verfolgen einen entlaufenen Hamster, der Bahn und Bus fährt, sie bekommt kryptische Nachrichten von ihrem Vater, zu dem sie ein eher gespanntes Verhältnis hat. Und dann tauchen auch noch zwei merkwürdige Polizisten auf.
Diese Geschichte ergab für mich keinerlei Sinn. Die Dialoge sind meistens ebenfalls sinnentleert, ziellos, man versteht nicht, was die Figuren sagen wollen oder wohin die Geschichte führt. Die Handlungen wirken absurd, nichts ergibt Sinn, die Figuren sind, obwohl durchaus spitz gezeichnet, merkwürdig maskenhaft und vage.
So interessant die Figur der Éva auch ist, so wenig konnte mich dieser Roman fesseln. Der im Klappentext genannte Vergleich mit „Die fabelhafte Welt der Amélie“ scheint mir arg hochgegriffen, die Ähnlichkeit maximal in Handlungsort und Verschrobenheit der Hauptfigur.
So ist dieses Buch eines der sehr wenigen, deren Lektüre ich vor dem Ende, nach mehr als der Hälfte des Romans, abbrach. Ich fand weder Zugang zu den Figuren noch zur Handlung noch zum Umgang der Figuren miteinander. Es wirkte alles konstruiert, unnatürlich, überzogen. Die Figuren, auch die Protagonistin, blieben fremd, weckten keine Empathie. Insgesamt fehlte mir der rote Faden, der eigentliche Handlungsstrang.
Nicolas Garma-Berman – Der Hamster mit der Löwenmähne
aus dem Französischen von Claudia Steinitz
Atlantik, April 2024
Gebundene Ausgabe, 269 Seiten, 23,00 €