Eliza Roth-Schild ermittelt wieder und macht viel Vergnügen
Er ist einfach ein Garant für gute Unterhaltung, dieser Schweizer Autor. Seine beiden weiblichen Serien-Heldinnen sind mir inzwischen richtig ans Herz gewachsen. Daher ist auch das Erscheinen dieses neuen Romans eine große Freude.
Eliza Roth-Schild, laut ihrer Visitenkarte Expertin in Business Research, wird von einem fulminant reichen Österreicher gebeten, in der Schweiz diverse Internate zu begutachten, damit er dann eines auswählen kann für seinen Sohn. Dieser ist in den Augen des Vaters ein verwöhntes Muttersöhnchen und muss daher den Armen eben dieser Mutter entrissen und in einem strengen Internat zu einem wahren Mann gemacht werden.
Nachdem Eliza auch diesen Auftrag natürlich wieder mit Bravour – und Unterstützung ihres Taxi fahrenden Mitarbeiters Herrn Wälti – abgeschlossen hat, wird sie anderntags jedoch von der Polizei sehr brutal verhaftet und zum Verhör mitgenommen. Der Vorwurf: Ebendiesen Sohn des Unternehmers entführt zu haben.
Zum Glück kann dieser Verdacht schnell ausgeräumt werden und Eliza bekommt als Entschädigung einen weiteren Auftrag des Vaters, sie soll seinen Sohn finden. Also macht sie sich zusammen mit Wälti daran, die Entführung aufzuklären. Dass sie dabei natürlich andere und bessere Spuren als die Polizei verfolgt, ist selbstverständlich. Ebenso, dass sie auch diesen Fall schnell, unkonventionell und sehr smart erledigt.
Elizas Mitbewohner Fabio verfolgt indessen andere Spuren, nämlich die in die Vergangenheit seiner Familie. Er hat interessante Briefe seines verstorbenen Großvaters gefunden und sucht nun die Absenderin dieser Korrespondenz. Selbstredend begegnet er auch diesmal wieder der „Frau seiner Träume“, doch wie immer bleibt ihm am Ende nur der Liebeskummer.
Wieder ist Marcel Huwyler ein ganz besonders flotter, wendungsreicher und sehr unterhaltsamer Roman gelungen. Man zögert zwar, es einen Krimi zu nennen, zu offensichtlich und zu schnell ist erkennbar, was geschehen ist mit dem verschwundenen Söhnchen. Ungemeinen Spaß macht die Lektüre dennoch. Die Szenen um Fabio und seine Recherchen sind dagegen ein wenig dröger, da auch hier die Ereignisse recht erwartbar sind.
Aber es sind die herrliche Sprache, der witzige Stil und die pfeilgenau treffende Wortwahl, es sind die mit Liebe und Empathie, mit Humor und viel Eigenart gezeichneten Figuren, die diese Romane auszeichnen. Auch wenn ich Violetta Morgenstern aus der gleichnamigen Reihe von Huwyler doch lieber mag als Eliza, so ist mir diese inzwischen auch sehr ans Herz gewachsen. Also hoffe ich für beide Damen auf noch etliche Fortsetzungen.
Marcel Huwyler – Der rote Spatz
atlantis, April 2024
Taschenbuch, 253 Seiten, 18,90 €
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