Kirsten Nähle – Schrei am Main

⭐⭐⭐

Ein Bruder klärt den Mord an seiner Schwester – etwas schwerfälliger Krimi

Es ist fast immer so: Ein Kriminalroman, der sich mit einem Cold Case beschäftigt, entbehrt qua Plot der Spannung. So leider auch bei diesem Roman, in dem der aus Kanada nach Hause gekommene Robert herausfinden will, wer vor 20 Jahren seine Schwester Marlene umbrachte.

Robert war damals 13, gerade geworden, denn der Mord geschah an seinem Geburtstag. Die Tat wurde, trotz diverser Spuren und viele Hinweise, nie aufgeklärt. Auch Robert will eigentlich nicht die alten Wunden aufreißen, zumal seine Mutter schwer erkrankt ist. Dies ist auch der Grund, warum er, der in Kanada erfolgreich eine eigene Firma betreibt, nun in das kleine Örtchen seiner Kindheit zurückkehrt.

Doch gerade seine Mutter wünscht sich, dass er tätig wird. Sie zeigt ihm alte Briefe, die sie damals erhielt, mit kryptischen Hinweisen. Darunter auch ein anonymer Brief mit einer gezeichneten Rose. Eine Rose liegt auch immer wieder auf Marlenes Grab. Aber als Robert dem geheimnisvollen Rosenkavalier auflauert, gelingt es nicht, ihn zu identifizieren.

Schließlich verschafft Robert sich die alte Ermittlungsakte mit Hilfe der Privatdetektivin Valentina. Sie, die noch in einer Detektei angestellt ist und sich eigentlich noch in Ausbildung befindet, möchte sich gerne selbstständig machen und hofft durch Robert auf den ersten und dann folgende Kunden. Aber es stellt sich heraus, dass auch sie in gewisser Weise in den Fall hineingezogen wird.

Es treten viele alte Freunde und Bekannte in Erscheinung, der Verdächtigen gibt es viele, viele haben ein Alibi, machen Ausflüchte, haben offensichtlich etwas zu verbergen.

Der erste Krimi, den ich von Kirsten Nähle las, hatte mir sehr gut gefallen. Er hatte einen temporeichen Plot, gut ausgearbeitete Figuren und hohe Spannung, dazu war er auch noch gut geschrieben.

Für das neue Buch trifft das nicht im gleichen Maße zu. Es dauert ziemlich lange, bis die Handlung Fahrt aufnimmt, bis überhaupt irgendetwas geschieht. Die Figuren wirken steif, die Dialoge hölzern, der Stil ist leider voller und immer gleicher Phrasen (… schoss es ihm durch den Kopf … ihr Herz raste). Die Gefühle der Protagonisten kommen bei mir nicht an, ich kann mich in keine der Figuren einfühlen, es bleibt eine Distanz. Dzu ist das Agieren der Figuren nicht immer plausibel. Im Grunde fehlt es an show, dafür gibt es viel tell.

Das ist schade, denn der Plot ist interessant und der Twist gegen Ende geschickt ausgedacht. Diesmal hapert es aber eher mit der Umsetzung.

Kirsten Nähle – Schrei am Main
gmeiner, Juli 2024
Taschenbuch, 346 Seiten, 14,00 €


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