Joachim H. Peters – On the road to Dingsbums

⭐⭐⭐

Flotter Unterhaltungsroman um einsame Senioren, allerdings auch voller Klischees

Dieser Roman um eine versehentlich entführte Gruppe von Seniorenheimbewohner:innen liest sich flott, man fliegt durch die Seiten und fühlt sich am Ende gut unterhalten. Dabei bleibt das Ganze allerdings auch recht seicht.

Der spielsüchtige junge Mischa muss vor seinen gewalttätigen Gläubigern fliehen und kapert dabei einen etwas altersschwachen Bus. Zu spät bemerkt er, dass darin ein Grüppchen Seniorinnen und Senioren sitzt, begleitet von ihrer jugendlichen Betreuerin Alina.

Mischa, im Grunde kein schlechter Kerl, aber gefangen in seinen immer mehr ausgeschmückten Lügenmärchen, tut zuerst so, als wäre er ein Ersatzfahrer und folgt den Anweisungen des bereits programmierten Navis im Bus. So dauert es, bis Alina misstrauisch wird. Sie durchschaut auch nicht gleich, dass die angebliche Fahrt in ein Wellnesshotel in Wahrheit die Abschiebung der Heimbewohner nach Polen werden soll. Denn der Heimbetreiber ist pleite.

Im Bus befinden sich sechs Senioren, darunter ein ehemaliger Richter, eine ehemalige Schauspielerin mit fortschreitender Demenz, ein pingeliger Finanzbeamter und weitere.

Natürlich erleben die Reisenden unterwegs einige Missgeschicke, lernen sich untereinander besser kennen und verstehen und die Leserin erfährt in ausgedehnten Rückblicken die Geschichten der alten Menschen. Diese sind entweder grundsätzlich einsam oder mit ihren Familien, sprich Nachkommen zerstritten oder haben andere Probleme. Die, natürlich, im Laufe der Geschichte alle wunderbar gelöst werden und am Ende sinken sich alle glücklich in die Arme (außer den Geldeintreibern, deren Geschichte eher nicht so gut ausgeht).

Zwischen die aktuelle Handlung eingeschoben sind, teils viel zu lange, Berichte über die Geschichte der einzelnen Figuren, detailliert, mit vielen nur hier einmal auftretenden Nebenfiguren. Dabei werden zwar die Hintergründe einiger, aber merkwürdigerweise nicht aller mitreisenden Senioren ausführlich beleuchtet, da wird die gesamte Geschichte der Familie des türkischen Automechanikers erzählt, aber über die Geschichte von Mischa oder Alina erfährt man da hingegen eher wenig.

So nett die gesamte Geschichte in diesem Roman ist, so sympathisch die Figuren und so turbulent die Handlung, so vorhersehbar ist sie dann leider auch. Und leider auch voller Klischees, ja man kann fast sagen, die gesamte Geschichte ist ein einziges Klischee.

Da haben wir den kleinen Gauner Mischa mit dem guten Herzen, die gutaussehende junge Betreuerin, den türkischen Autoschlosser, der den Bus repariert, die üblichen Streitereien der Alten mit ihren Kindern, die prügelnden russischen Geldeintreiber, den betrügerischen Heimleiter, die demente Schauspielerin (die allerdings für einige witzige Szenen sorgt) und so fort.

Das alles zu lesen, macht sehr viel Spaß, man wird durch die Geschichte getrieben, will wissen, was noch alles geschieht. Es ist nett und locker-flockig geschrieben, die Dialoge sind lebendig und manche Szenen bringen einen wirklich zum Lachen. Dennoch, am Ende hatte es dann doch ein bisschen wenig Tiefgang.

Joachim H. Peters – On the road to Dingsbums
KBV, August 2024
Taschenbuch, 312 Seiten, 15,00 €

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