Zu Besuch bei Königs – ein Roman voller Lebensweisheiten und ein bisschen Kitsch
Eine junge Frau, die mit den Royals überhaupt so gar nichts im Sinn hat, begleitet eine Freundin auf einer Führung durch Windsor Castle. Ein menschliches Bedürfnis sorgt dafür, dass sie sich im Schloss verläuft und das führt zu einer besonderen Begegnung.
Kate, aus einfachen Verhältnissen stammend und sich mit mehreren Jobs mühsam über Wasser haltend, findet Monarchien anachronistisch und ist überzeugt, dass der König und seine Familie die „einfachen“ Leute, insbesondere sein Personal, nur ausbeuten. Doch als sie, auf der verzweifelten Suche nach einer Toilette in eine gemütliche Küche des Schlosses gerät, trifft sie dort auf Betty, eine alte Frau, voller Gelassenheit, sehr freundlich und mit viel verschmitztem Humor.
Ganz anders, als Kate sich das vorstellte, behauptet diese Betty, dass es ihr und allen Bediensteten auf dem Schloss ganz wunderbar geht, dass sie alle gerne dort arbeiten, auch wenn sich manche Dinge für Kate eher seltsam anhören. Dass Betty beispielsweise noch nie im Dorf war, noch nie im Pub. Dass Betty sich traut, ganz einfach überall in dem riesigen Anwesen herumzulaufen, dass sie gar das ehemalige Zimmer des abtrünnigen Ex-Königs Edward betritt, ja sogar dort nächtigt.
Während ihrer langen Gespräche mit Betty, die sich durch die ganze Nacht hinziehen, lernt Kate viel, lernt auch ihr eigenes Leben mit anderen Augen zu betrachten. Und Betty spart nicht mit lebensklugen, wenn auch manchmal arg auf Harmonie gebürsteten Sprüchen, die Kate immer wieder zum Nachdenken bringen. Als schließlich auch noch ein Mr. Hutton auftaucht, der ganz offensichtlich starke Gefühle für diese Betty hegt, wird aus Kate auch noch so etwas wie eine Liebesbotin.
Natürlich ahnt man, im Grunde schon bevor man überhaupt mit der Lektüre beginnt, wer sich hinter dieser Betty verbirgt. Da das Buch nach dem Tod der Queen spielt, ist man besonders auf die Auflösung gespannt, fragt sich die ganze Zeit, wie die Autorin das Ganze wohl erklärt.
So ganz überzeugt dieses Ende mich dann aber leider doch nicht, ist mir etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen (wie aber ja eigentlich die gesamte Handlung). Aber immerhin, das kann man ohne zu spoilern erwähnen, hat sie sich den so arg abgedroschenen Kunstgriff, alles als Traum darzustellen, erfolgreich verkniffen.
Insgesamt ein netter, warmherziger Roman, ein bisschen kitschig, ein bisschen zu sehr voller Gutmenschen, ein bisschen zu sehr erhobener Zeigefinger, dafür aber ein Buch, das auf leichte Weise gute Laune verbreitet.
Claire Parker – Tee auf Windsor Castle
Atlantik, Oktober 2024
Gebundene Ausgabe, 160 Seiten, 20,00 €