Nette Idee um einen Neuanfang, aber leider stilistisch missglückt
Auch wenn die Grundidee, auf der dieser Roman aufbaut, wirklich nicht neu ist, ist sie auf den ersten Blick doch immer wieder vielversprechend. Wenn sie gut umgesetzt und gut geschrieben ist, macht die Geschichte um eine Frau, die nach einer gescheiterten Beziehung einen Neuanfang versucht, immer wieder Spaß.
Bei diesem Roman, der erste, den ich von dieser Autorin gelesen habe, passt aber leider nichts. Zu hölzern, zu dilettantisch ist der Schreibstil, zu dröge der Handlungsverlauf, zu viel wird erklärt und zu ausführlich dargestellt.
Die junge Jo, Ende dreißig und sich damit zu alt fühlend, wurde von ihrem langjährigen Freund betrogen und verlassen. Sie schlüpft bei ihrem Onkel unter, der wegen fortschreitender Demenz in einem Pflegeheim ist, und führt seinen Schreibwarenladen weiter. Nach und nach drückt sie diesem Laden ihren Stempel auf und lernt immer mehr Menschen aus dem Umgebung kennen.
Darunter natürlich der gutaussehende Optiker von nebenan, der Inhaber eines Tattoo-Studios, ein älterer treuer Kunde, der zugleich ein Freund ihres Onkels ist. Und eine zuerst geheimnisvolle Frau, die sich als spurlos verschwundene Vikarin entpuppt.
Während Jo permanent und penetrant ihrem Ex nachtrauert und immer noch hofft, dass er zu ihr zurückkommt, obwohl sich schnell herausstellt, welch ein Unsympath und Despot er ihr gegenüber war, sucht sie neuerlich Kontakt zu einer langjährigen Freundin. Die Beziehung zu Lucy war eingeschlafen während Jo mit James zusammen war.
Man ahnt zu schnell, worauf das alles hinausläuft. Und ist bei der Lektüre sehr schnell genervt von den ständigen, ausführlichen Gedankengängen Jos, die sich quasi selbst beobachtet und analysiert. Alles wird auserzählt, breitgetreten und das mehrfach wiederholt.
Diese Selbstanalyse der Protagonistin ist so offensichtlich und so unmotiviert, kommt so plötzlich und ohne Auslöser, kommt viel zu schnell. Das wirkt derart unglaubwürdig und dick aufgetragen, dass es wirklich sehr stört. Dazu kommt der sehr langatmige, um nicht zu sagen langweilige Schreibstil. Die Figuren sind Abziehbilder, ohne Konturen. Die Dialoge hölzern, oft hanebüchen und sinnentleert.
Leider hat mich der Roman so gar nicht abgeholt. Einziger Lichtblick ist die, von mir immer favorisierte, monoperspektivische Erzählweise, der das Buch in meiner Bewertung immerhin einen zusätzlichen Stern verdankt.
Sally Page – Das Buch der neuen Anfänge
aus den Englischen von Yola Schmitz
dtv, Oktober 2024
Taschenbuch, 447 Seiten, 14,00 €