Femi Kayode – Gaslight

⭐⭐

Kriminalroman aus Nigeria, der nicht überzeugt

Auf dieses Buch war ich gespannt, auch um mehr über das Land, in dem es spielt, zu erfahren. Der erste in Nigeria spielende Kriminalroman, den ich las. Aber leider konnte er mich nicht überzeugen.

Der nigerianische Psychologe Philip Taiwo, der bis vor ein paar Jahren in Amerika lebte, ist nun mit seiner Familie in sein Herkunftsland zurückgekehrt. Seine Schwester bittet ihn um Hilfe. Der „Bishop“ der Kirchengemeinde, der sie angehört, wurde in Untersuchungshaft genommen. Der Vorwurf gegen ihn: Seine Ehefrau getötet zu haben. Diese ist seit Tagen verschwunden.

Die Gemeinde beteuert unermüdlich, das sei völlig normal, die „First Lady“ würde sich oft für Tage zurückziehen, brauche den Abstand, werde daher bald gesund und munter wieder auftauchen.

Taiwo ist beeindruckt von dem Charisma des „Bishop“ genannten Verhafteten Jeremiah Dawodu und kann sich kaum vorstellen, dass dieser zu so einer Tat fähig sein soll. Als er den vermeintlichen Tatort aufsucht, fallen ihm sofort grobe Fehler und Nachlässigkeiten der ermittelnden Polizei auf. Die schließlich zur Entlassung des Bischofs aus der Untersuchungshaft führen.

Doch dann wird die Leiche der Vermissten gefunden und die Ermittlungen gehen weiter, nehmen Fahrt auf. Taiwo bekommt anonyme Hinweise und muss sich immer tiefer in die merkwürdigen Strukturen dieser von Dawodu geleiteten Mega-Church hineinarbeiten. Dabei entdeckt er diverse Fäden, die alle am Ende dann doch wieder auf Dawodu zulaufen, doch es sind noch viele weitere Führungskräfte der Kirche darin verwickelt.

Das Netz dieser Mega-Church und ihre dubiosen Machenschaften, ihre Macht und die Indoktrination ihrer Mitglieder, die Verherrlichung ihres Anführers sind die eigentlichen Themen des Romans. Der allerdings kaum Spannung entwickelt, der oft abschweift, in dem zu viele Nebenfiguren auftreten.

Schon der Ansatz der Story ist m.E. sehr unrealistisch. Ein Psychologe, der als Ermittler engagiert wird, Polizeimitarbeiter, die ihm zuarbeiten, ihm Details mitteilen, die doch eher innerhalb der Kriminalpolizei bleiben sollten und vieles mehr.

Die Erzählweise ist enorm langatmig, mit vielen Nebensträngen, wie beispielsweise der um die Tochter Taiwos, Spannung kommt auch nach Seite 150 immer noch nicht auf. Das Motiv für die Taten (es gibt weitere Tote) wird viel zu früh aufgedeckt. Und auch der Protagonist erreichte mich nicht, ich wurde nicht warm mit ihm. Alles ist steif und plump, er ist überheblich, be- und verurteilt die Menschen, während er mit ihnen spricht.

Dazu kommt die sehr unschöne Übersetzung, viele deutlich erkennbare Übersetzungsfehler, die die Lektüre zusätzlich wenig erfreulich machen. Insgesamt ein Roman, der mich enttäuscht hat.

Femi Kayode – Gaslight
aus dem Englischen von Andreas Jäger
btb, November 2024
Klappenbroschur, 448 Seiten, 18,00 €

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