Christian Stöcker – Männer, die die Welt verbrennen

⭐⭐⭐⭐

Appell gegen die Ignorierung des Klimawandels

 „Zu Beginn eine Warnung: Für Leserinnen und Leser, die sich mit der Klimakrise und ihren Ursachen noch nicht allzu intensiv beschäftigt haben, klingen Teile dieses Buchs womöglich wie frei erfundene Verschwörungstheorien. Das ist aber ein falscher Eindruck. Es handelt sich bei allem, was auf den folgenden Seiten berichtet wird, um belegbare Fakten.“ (S.9)

Diese Triggerwarnung am Anfang gleich am Anfang des Buches macht Sinn: Christian Stöcker deckt auf, mit welchen Methoden Interessengruppen und einflussreiche Personen versuchen, jegliche Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels offen oder subtil zu verhindern oder gar die Existenz des Klimawandels zu leugnen.

In neun Kapiteln beschäftigt er sich unter anderem mit den weltweit agierenden Netzwerken der Klimaleugner („Die globale Allianz der Verbrenner“), widmet sich den Profiteuren der Klimakrise („Die Profiteure der Katastrophe“) und im Kapitel „Murdochs Reich“ legt er dar, mit welchen Strategien die Narrative kommuniziert werden, um die breite Bevölkerung vom Nutzen der fossilen Energie, also dem „Zeugverbrennen“, wie es Stöcker nennt, zu überzeugen. Standen bisher die global handelnden Akteure im Fokus seiner Recherchen, so  beleuchtet Stöcker im Kapitel „Die deutschen Verzögerer und ihre Methoden“ die Situation bei uns in Deutschland. Welche Verflechtungen es gibt zwischen der Industrie, der Politik, den Medien und den Interessenverbänden sowie die intensive Lobbyarbeit, die nicht nur national, sondern  auch europaweit effektiv wirkt.

Doch es reicht nicht, nur die Schuldigen zu benennen und deren Machenschaften offen zu legen – was können, was müssen wir tun, um den Klimakollaps zu verhindern? Im letzten Kapitel „Das Zeitalter des Lichts hat begonnen, das des Feuers muss enden“ appelliert Stöcker an uns alle: „Wir alle haben lange von der Energie profitiert, die fossile Brennstoffe geliefert haben. Sie haben die Menschheit reicher, mächtiger und sogar gesünder gemacht. Längst wissen wir aber, dass diese Form der Energiegewinnung sehr schädlich für uns Menschen ist. Und wir wissen auch, dass wir ohne sie auskommen können. Längst profitieren nur noch die Hersteller fossiler Brennstoffe. Wir alle bezahlen dafür, mit unseren Steuern und unserer Zukunft. Es wird höchste Zeit, die Männer, die die Welt verbrennen, in ihre Schranken zu weisen.“ (S. 247)

Christian Stöcker ist einer der profiliertesten Wissenschafts- und Klimajournalisten. Sachkundig und tiefgehend recherchiert (63 Seiten mit Quellenangaben und ergänzenden Erläuterungen) liest sich das Buch durch seinen lockeren journalistischen, aber dennoch seriösen Schreibstil gut in einem Rutsch. Es sei allen Lesenden und Interessierten empfohlen, um die  tägliche Informationsflut zum Thema Klimakrise besser einordnen zu können. 

Christian Stöcker – Männer, die die Weltverbrennen
Ullstein, 2024
Gebundene Ausgabe, 332 Seiten, 22,99 €

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