Zufälligerweise las ich diese Anthologie ausgerechnet am Halloween-Wochenende. Und das hat sowas von gepasst. Denn die Texte, die hier versammelt wurden, sind spannend, gruselig, komplex und richtig gut geschrieben.
Das Ganze ist ein besonderes und wirklich gelungenes Projekt. Mitten in der ersten Corona-Welle rief der bekannte Krimiautor Sebastian Fitzek in Instagram dazu auf, unter dem Motto #wirschreibenzuhause Kurzkrimis zu schreiben. Vorgegeben waren ganz genaue Parameter, nämlich:
das Thema Identität
jemand findet ein fremdes Handy mit Fotos von sich selbst darauf
die Hauptfigur hat ein dunkles Geheimnis
das Motiv ist Rache
der Gegner leidet unter dem genannten Geheimnis noch immer.
Insgesamt 1142 Geschichten wurden eingereicht, aus denen die Jury, bestehend aus etlichen hochrenommierten deutschsprachigen Krimiautor*innen, 13 Texte für diesen Band auswählten. Zusätzlich steuerten 10 bekannte Autor*innen, wie z.B. Charlotte Link, Ursula Poznanski, Frank Schätzing, Romy Hausmann und natürlich Sebastian Fitzek selbst, eigene Kurzkrimis bei, die allerdings nur das erste der Parameter erfüllen mussten.
Herausgekommen ist eine echt lesenswerte Sammlung hochspannender Kriminalgeschichten, die man getrost auch als Thriller bezeichnen darf. Und das gilt durchaus auch für die Texte der „Laien“, wie zum Beispiel die Siegergeschichte von Livia Fröhlich „Das Geschenk“ oder die wirklich fesselnde Geschichte von Annika Bühnemann „Ach wie gut, dass niemand weiß …“. Besonders erwähnenswert finde ich auch die dramatische Kurzgeschichte von Gabriele Störzinger „Siegerin“ um eine Auftragsmörderin. Ich bin sehr gespannt, ob man von diesen bislang unbekannten Krimiautor*innen künftig noch mehr zu lesen bekommen wird. Es ist zu hoffen.
Dabei ist das Ganze auch noch ein Charity-Projekt: alle Autor*innen, alle beteiligten Verlage haben auf ihre Honorare verzichtet und der gesamte Erlös kommt dem Deutschen Buchhandel zugute.
Ein weiterer Grund, dieses wirklich sehr empfehlenswerte Buch zu lesen.
Sebastian Fitzek (Hg.) – Identität 1142
Droemer, September 2020
Gebundene Ausgabe, 367 Seiten, 20,00 €