Ich gestehe, dass mir das Überarbeiten meiner Geschichten mindestens so viel Freude macht wie das Schreiben an sich. Das Feilen, Ausbessern, Justieren, das Nachhören und Spüren: Wie fühlt sich das an, was da steht? Passt dieses Wort? Fehlt jenes? Sollte ich das lieber streichen?
Darüber kann ich stundenlang brüten. Eines dabei allerdings hasse ich ausgiebig: zu überprüfen, ob alle Kommata richtig gesetzt sind. Wenn es das Gegenteil eines Friedensnobelpreises gäbe – der Erfinder der Kommaregeln hätte ihn verdient.
Mal abgesehen davon, dass ein gesetztes oder fehlendes Komma den kompletten Sinn eines Satzes verändert – Du kennst die berühmten Beispiele – kann man über die Frage: Komma ja oder nein Stunden diskutieren. Und meines Wissens verweigert sogar die Autokorrektur von word die Auseinandersetzung mit den deutschen Kommaregeln.
Da lobe ich mir doch die Mathematik. Dort hat ein Komma eine eindeutige Funktion. Ob ich 1,33 € oder 133 € habe, macht einen durchaus fühlbaren Unterschied. Aber in der deutschen Zeichensetzung sind für mich die Regeln nie so eindeutig. Außer natürlich diejenige, dass am Ende eines Satzes ein Punkt steht. Hätte man es nicht bei dieser einzigen belassen können?
Beneidenswerte Berufsautoren können die Schuld an falsch gesetzter Interpunktion jederzeit auf ihre Lektoren abwälzen. Wir anderen werden jedoch allein dafür haftbar gemacht.
Falls Du Dich, im Gegensatz zu mir, für diese Materie erwärmen kannst und darüber hinaus ein gefühlsbetonter Mensch sind, schau mal bei Bastian Sick vorbei: www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-das-gefuehlte-komma
Ein ganz anderes Kapitel im großen dunklen Buch der Zeichensetzung ist der Apostroph. Über den hartnäckig falsch verwendeten Genitiv-Apostroph könnte ich noch seitenlang lamentieren und philosophieren. Aber lassen wir’s dabei…
Damit soll es auch genug sein von diesem unerquicklichen Thema.
Bis zum nächsten Mal, dann hoffentlich mit etwas erfreulicherem …