Wenn du eine Buchhandlung betrittst, in welche Ecke strebst du? Welches Regal zieht dich magisch an? Die Thriller, mit den dunklen, oft blutbefleckten Covern? Die Krimis mit den Titeln in großen Lettern? Oder die „Frauenliteratur“, mit den romantisch mit Herzen, Blumen oder Schmetterlingen verzierten Titelseiten? Oder gar der Sachbuchbereich, mit den Ratgebern, den Fachbüchern und Nachschlagewerken?
Anders gefragt: Welches ist dein Lieblings-Genre? Was hast du vor allem zu Hause im Regal stehen?
Soll ich ehrlich sein? In meinen Bücherregalen findet sich alles, Thriller, Krimis, Romanzen, sogenannte Literatur und auch das eine oder andere Sachbuch. Das einzige das kaum vertreten ist, ist Fantasy, aber das hat vielleicht etwas mit dem Alter zu tun ????
Und was sagt das über mich aus? Nicht das Alter, sondern die Mischung in meinem Bücherregal? Erstmal doch, dass mich alle Genres interessieren. Aber es erklärt vielleicht auch etwas:
Gemeinhin wird gelehrt, dass man in dem Genre schreiben soll, welches man selbst am liebsten liest. Nun, für einen Krimifan oder eine Romantikerin ist das dann ganz einfach. Aber was ist mit den Autoren, die einfach (fast) alle Arten von Büchern mögen, die sich nicht festlegen lassen auf ein Favoritengenre?
Das wäre dann so jemand wie ich. Ich habe schon mehrfach versucht, zu verstehen, in welchem Genre ich eigentlich „unterwegs“ bin. Schreibe ich spannend? Schreibe ich über Beziehungen? Schreibe ich sachlich, romantisch, vielleicht lustig? Mit anderen Worten: in welche Ecke des Bücherregals gehört das, was ich schreibe?
Aber ist es so wichtig? Muss alles ein Etikett haben, muss alles in eine Schublade gehören? Na ja, im „wirklichen“ Leben habe ich es gerne ordentlich, da muss alles in sein Fach, sein Kästchen. Aber Schreiben ist doch etwas Kreatives, macht es da Sinn, sich Fesseln anzulegen, bestimmte Erwartungen zu bedienen, nur weil meine Geschichte, mein Roman in ein bestimmtes Genre passen muss?
Ich glaube, die Antwort ist nicht einfach. Ich glaube, die Antwort ist ja und nein. Beim Schreiben schon daran zu denken, du musst jetzt bestimmte Erwartungen erfüllen, das Genre, das du bedienen willst, verlangt dies und das, solche Gedanken können für die Kreativität, für die Inspiration tödlich sein, fürchte ich. Andererseits, wenn wir solche „Regeln“ gar nicht beachten, woher soll die Buchhändlerin später wissen, in welches Regal sie unseren Roman stellen soll? Wie sollen wir dann genau die Leserin erreichen, an die wir beim Schreiben gedacht haben?
Vielleicht liegt wie immer die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Kann es nicht sein, dass sich im Laufe des Schreibens von ganz allein herausstellt, was man schreibt? Je mehr ich schreibe, desto mehr entwickelt es sich. Je mehr ich schreibe, desto klarer wird, worüber ich schreibe, was mich beschäftigt. Anderen fällt es eher auf als mir selbst, dass meinen Texten immer wieder das gleiche Thema zu Grunde liegt, nicht weil ich es so will, es ergibt sich einfach.
Und damit findet das, was ich schreibe, dann doch noch seine Ecke. Ganz freiwillig.