Wunderst du dich auch manchmal, warum bei einem offensichtlich von einem französischen Autor geschriebenen Roman keine Übersetzung erfolgte? Wenn weder der Originaltitel noch ein Übersetzer oder eine Übersetzerin angegeben wird, obwohl doch der Roman von einem fremdsprachigen Verfasser stammt? Für mich ist das nicht verwunderlich, sondern höchstens ärgerlich. Denn es ist ein ziemlich untrügliches Zeichen dafür, dass es sich um einen unter Pseudonym veröffentlichen Roman eines deutschen Autors handelt. Ausnahmen mag es geben, wenn eine Autorin tatsächlich in Deutsch schreibt, obwohl sie vielleicht Spanierin ist, so etwas kommt ja eventuell mal vor, allein mir fehlt der Glaube.
Warum überhaupt schreibt jemand unter Pseudonym? Diese Frage stelle ich mir sehr oft. Bislang konnte mir noch kein wirklich einsehbarer Grund einfallen, außer vielleicht man schreibt irgendetwas anrüchiges oder verbotenes. Die Begründungen, die diejenigen, die ein oder gar mehrere Pseudonyme verwenden, oftmals geben, können mich nicht so recht überzeugen.
Da ist einmal der Wunsch, in verschiedenen Genres unter verschiedenen Namen aufzutreten. Das mag nachvollziehbar sein, aber ehrlich gesagt, für mich auch das nicht. Muss man sich denn schämen, wenn man neben Krimis auch mal einen Liebesroman schreibt oder außer Thrillern auch mal ein Kinderbuch? Und selbst wenn, ist es doch wohl so, dass diejenigen, die im Buchladen gemeinhin nach Thrillern greifen, eher seltener eine RomCom lesen, oder? Daher auch vermutlich gar nicht merken, dass ihr Lieblingsautor auch in anderen Genres unterwegs ist.
Manche Schreibende haben sogar mehrere Pseudonyme, je eines für eine Buchreihe beispielsweise. Worin dabei der Sinn liegt, wenn andererseits sowohl im jeweiligen Buch wie auch auf der Webseite der Autorin diese Pseudonyme gelüftet werden, erschließt sich mir nicht, ehrlich gesagt.
Besonders krass finde ich aber die Fälle, wo sich eine Autorin mit einem ausländischen Namen schmückt, um vorzugeben, dass sie aus dem Land, in dem ihr Roman spielt, stammt. Demzufolge dann auch mehr Kenntnis und mehr Lokalkolorit mitbringt. Sie reist dabei, so empfinde ich es, unter falscher Flagge. So gibt es den (angeblichen) Autor Nicolas Barreau, der herzige Paris-Schmonzetten verfasst. Dabei ist es über eingeweihte Kreise hinaus bekannt, dass sich hinter diesem Pseudonym die deutsche Mitarbeiterin des Verlags verbirgt, in welchem diese Roman erscheinen. Ehrlich jetzt??
Wozu also ein Pseudonym? Diese Diskussion habe ich auch schon mit anderen Autorinnen geführt, manche waren dafür, andere dagegen. Eine erzählte, dass sie bereut, nicht unter anderem Namen veröffentlicht zu haben, weil ihr Buch ihr wohl in ihrem beruflichen Umfeld schräge Kommentare einbrachte. Aber mal wirklich offen gesprochen: Ist es nicht ehrlicher, zu dem zu stehen, was wir tun? Statt uns hinter einem Pseudonym zu verstecken, lieber offen zeigen, wir haben dieses oder jenes Buch verfasst?
Aber eines ist trotz allem ganz klar: wer das möchte, kann und darf ein Pseudonym verwenden, auch mehrere, und muss sich dafür auch nicht rechtfertigen. Und wer das nicht will und lieber unter seinem oder ihrem wahren Namen schreibt, sollte sich dafür genauso wenig rechtfertigen müssen.