Carina Schmidt – Was wissen Heilige vom Leben

Ein Leben erzählt in einzelnen Kurzgeschichten. Episodenhaft berichtet die in der Eifel aufgewachsene und heute in Mainz lebende Autorin aus dem Leben von Marlene. Und diese Geschichten, die wir lesen, sind heftig, erschütternd – und ausnehmend gut geschrieben.

Wir begegnen Marlene das erste Mal, als sie zwölf Jahre alt ist und allein mit ihrer Mutter lebt. Der Vater ist längst weg und auch ihr großer Bruder hat das Weite gesucht. Denn ihre Mutter Inge ist, man muss es so nennen, eine Zumutung. Sie trinkt exzessiv, sie schlägt ihre Tochter, sie ist ungepflegt, verkommen, ein Messi. Schließlich rettet Thomas seine kleine Schwester und holt sie aus diesen Verhältnissen heraus.

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Regina Schleheck – Mörderisches vom Niederrhein

Eine entscheidende Kritik an diesem Band mit Kurzkrimis muss ich gleich am Anfang loswerden, denn es fehlt genau das, was man am Anfang des Lesens von Kurzprosa sucht: ein Inhaltsverzeichnis. Für mich ein großes Manko dieser Sammlung. So fällt es schwer, Texte wiederzufinden oder sie nach Gusto auszuwählen.

12 Kriminal-Erzählungen bündelt dieses Buch der am Niederrhein heimischen Autorin, 12 ganz unterschiedliche und doch recht ähnliche Geschichten. Die sich alle, wie der Titel verheißt, in dieser Region zwischen Xanten und Aachen zutragen.

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Carlos Ruiz Zafón – Der Friedhof der vergessenen Bücher

Der viel zu frühe Tod dieses begnadeten Schriftstellers im vergangenen Jahr reißt eine große Lücke in die Literaturlandschaft. Mit der Veröffentlichung dieser Erzählungen, die in Zusammenhang mit seinen berühmten Barcelona-Romanen stehen, wird ihm posthum ein Wunsch erfüllt.

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Mechtild Borrmann – Glück hat einen langsamen Takt

Nicht jede Romanautorin oder jeder Romanautor kann auch Kurzgeschichte. Mechtild Borrmann kann. Was sie virtuos in diesem Band unter Beweis stellt, der zwanzig lebendige und lebensnahe Erzählungen aus ihrer Feder vorstellt.

Mechtild Borrmann, am Niederrhein geboren und heute in Bielefeld lebend, ist eine bekannte Bestsellerautorin. Ihre historischen Romane „Trümmerkind“ und „Grenzgänger“ sind mit Preisen ausgezeichnet worden und das wohlverdient. Doch ihre Kurzgeschichten stehen dem in nichts nach.

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Kathrin Heinrichs u. Walter Wehner (Hg.) – Im Mordfall Iserlohn

Wieder einmal erscheint ein Band mit Kurzkrimis zur jährlichen Criminale, die diesmal in Iserlohn stattfand – oder vielmehr stattfinden sollte. Die beiden Herausgeber haben hier zwanzig absolut unterhaltsame und vor allem abwechslungsreiche Kriminalgeschichten versammelt. Vertreten sind mit Jutta Profjit, Uli Aechnter, Elke Pistor, Peter Gerdes oder Carsten Sebastian Henn, Brigitte Glaser, Sandra Lüpkes wieder viele bekannte und nicht ganz so bekannte Autorinnen und Autoren.

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Eric Barnert & Michael Kibler (Hrsg.) – Banken, Bembel und Banditen

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Als ich diesen Titel las, war es für mich als gebürtige Frankfurterin natürlich ein Muss, diese Sammlung von Krimi-Kurzgeschichten, die alle im Rhein-Main-Gebiet spielen, zu lesen.

In meinen Augen sind Krimis in Form von Kurzgeschichten eine echte Herausforderung. Muss der Autor doch auf wenigen Seiten die Ausgangssituation, die Handlung und die Lösung erfassen, dabei ausreichend Spannung aufbauen und das Ganze noch in einem guten, passenden Schreibstil präsentieren. Schon allein deswegen haben Autor:innen von Kurzkrimis meine Hochachtung. Auch wenn es sicher nicht allen gleich gut gelingt. So treten doch immer wieder auch Stereotypen auf oder zu klassische Handlungsstrukturen.

Andere jedoch, ich meine hier die Autoren aus dem vorliegenden Band, darunter vor allem Uli Aechtner, Dieter Aurass, Ella Theiß und Fenna Williams, um nur eine Auswahl zu nennen, schaffen skurrile, spannende Geschichten mit witzigen Plotideen und überraschenden Auflösungen.

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Elke Heidenreich – Männer in Kamelhaarmänteln : Kurze Geschichten über Kleider und Leute

Protect me from what I want“ So steht es jetzt auf den T-Shirts einer Frau, die sich immer wünschte, mit einem Musiker zusammenzuleben und die bekam, was sie sich wünschte ….

Ein prickelndes, erfrischendes Potpourri aus Anekdoten, Erinnerungen und skurrilen Geschichten findet sich in dem neuen Buch der bekannten Autorin Elke Heidenreich. Sie erzählt aus ihrer Kindheit und der Zeit ihrer Pubertät, als Kleiderfragen dem Alter entsprechend lebenswichtig wurden. Sie berichtet von Treffen mit Berühmtheiten, zu denen sie völlig unpassend gekleidet erschien. So geschehen bei einem Interview mit Heinz Rühmann, bei dem sie zu einer ihrer eigenen Jeans eine geliehene Seidenbluse trug, was dazu führte, dass der Schauspieler sie während des Gesprächs völlig ignorierte. Elke Heidenreich blickt auch zurück auf ihre Beziehung zu ihren Eltern und besonders zu ihrem Vater, „der einzige Mann, der Kamelhaarmäntel tragen konnte“. 

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Sebastian Fitzek (Hg.) – Identität 1142

Zufälligerweise las ich diese Anthologie ausgerechnet am Halloween-Wochenende. Und das hat sowas von gepasst. Denn die Texte, die hier versammelt wurden, sind spannend, gruselig, komplex und richtig gut geschrieben.

Das Ganze ist ein besonderes und wirklich gelungenes Projekt. Mitten in der ersten Corona-Welle rief der bekannte Krimiautor Sebastian Fitzek in Instagram dazu auf, unter dem Motto #wirschreibenzuhause Kurzkrimis zu schreiben. Vorgegeben waren ganz genaue Parameter, nämlich:

das Thema Identität
jemand findet ein fremdes Handy mit Fotos von sich selbst darauf
die Hauptfigur hat ein dunkles Geheimnis
das Motiv ist Rache
der Gegner leidet unter dem genannten Geheimnis noch immer.

Insgesamt 1142 Geschichten wurden eingereicht, aus denen die Jury, bestehend aus etlichen hochrenommierten deutschsprachigen Krimiautor*innen, 13 Texte für diesen Band auswählten. Zusätzlich steuerten 10 bekannte Autor*innen, wie z.B. Charlotte Link, Ursula Poznanski, Frank Schätzing, Romy Hausmann und natürlich Sebastian Fitzek selbst, eigene Kurzkrimis bei, die allerdings nur das erste der Parameter erfüllen mussten.

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Lydia Davis: Es ist, wie’s ist

In dem dünnen Bändchen sind 34 Geschichten der preisgekrönten amerikanischen Autorin versammelt. Darunter Geschichten mit einer Länge von wenigen Zeilen, die dafür mit großer Prägnanz ihre Botschaft vermitteln.

Leider jedoch blieben mir bei der Lektüre die meisten Botschaften in den Texten von Lydia Davis verborgen. Es ist, wie es so oft ist: die von Feuilletons, Kritikern und Jurys renommierter Buchpreise hochgelobten Werke sind für die „normalen“ Leser unergründlich, unverständlich, ja manches Mal gar unlesbar. Ich habe die Erzählungen in diesem Buch gelesen und mich am Ende gefragt, was die Autorin damit sagen will. Dabei schließe ich natürlich gar nicht aus, dass dieses Unverständnis vollkommen an mir liegt. Nur ändert das nichts an der Tatsache, dass mir Stil, Inhalt und Botschaft der Erzählungen fremd blieben.

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Bernhard Schlink: Abschiedsfarben

Ruhige Erzählungen sind es, die in dieser Anthologie versammelt sind. Geschichten, die, wie der Buchtitel verheißt, Abschied zum Thema haben. Abschiede finden in vielfältigen Formen statt, durch Trennung, Verlassenwerden, durch Streit oder Auseinanderleben, durch Tod.

Bernhard Schlink lässt sich Zeit, seine Geschichten zu entwickeln, er erzählt aus dem Leben seiner Figuren, zu denen er seltsam distanziert zu sein scheint. Was auch durch die fast immer fehlende Verwendung von Namen zum Ausdruck kommt, meist handeln in den Erzählungen ein Er oder eine Sie.

Überhaupt wird viel erzählt, viel zurückgeblickt, meist sind die Protagonisten im und am Leben gereift, schauen zurück auf ihr vergangenes Ich, auf die, denen sie begegnet sind und von denen sie sich verabschiedet haben. Dabei führen die Charaktere durchaus den Abschied auch mal selbst herbei, vielleicht sogar durch drastische Mittel.

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Antonia Marker (Hg.): Lesezeit Liebe – Lektüre für jedes Zeitfenster

Das Thema Liebe ist unerschöpflich. Wer hat nicht alles darüber geschrieben: Haruki Murakami, Delphine de Vigan, Mariana Leky, Kurt Schwitters und viele andere. Von all diesen wunderbaren Autoren versammelt der Band aus dem DuMont-Verlag Auszüge aus in seinem Haus erschienenen Büchern, die sich mit diesem aufregendsten aller Gefühle beschäftigen.

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Helwig Brunner: Gummibärchenkampagne

Wer viel in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist oder in Wartezimmern oder Ämtern längere Wartezeiten zubringen muss, wird dieses Buch mögen. Helwig Brunner unterhält die Leserin mit Minutennovellen. Diese sind wunderbar geeignet, jede Wartezeit amüsant zu verkürzen.

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Ilse Helbich: Diesseits

~ 1 Kommentar

Gebrauchsanweisung: Manche Geschichten sind wie Steine, die man aus dem Fluss fischt. Rund und glatt und schwer in der Hand.“  Diese Anleitung stellt die Autorin ihren gesammelten Erzählungen voran.

Ilse Helbich, geboren 1923 in Wien, hat im Alter von 80 Jahren ihren ersten Roman „Schwalbenschrift“ veröffentlicht. Darauf folgten mehrere Anthologien und Erzählbände. Und nun legt der Literaturverlag Droschl dieses Buch vor, das schon allein durch seine Gestaltung, seine Optik und seine Haptik Leserinnen erobern dürfte. Viele der in diesem Band gesammelten Erzählungen sind vorher noch nicht veröffentlicht worden. Leider, so im Info-Teil am Ende, lässt sich nicht mehr für alle Texte sagen, wann sie entstanden sind. Ich finde das auch nebensächlich, außer dass natürlich das eigene Leben der Autorin jeden Text immer beeinflusst.

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Torsten Sträter: Es ist nie zu spät, unpünktlich zu sein

Das wird eine ganz kurze Rezension, denn ich kann sie in einem Wort zusammenfassen: Herrlich! Und da ich ein eingefleischter Torsten-Sträter-Fan bin, ist schon deswegen meine Beurteilung natürlich komplett unvoreingenommen.

Nein, im Ernst, die witzigen Geschichten, die spitzfindigen Glossen, die pointierten Beobachtungen und die liebevollen Ruhrpott-Anekdoten sind so wunderbar albern, so unglaublich treffend und so herrlich absurd, dass man sie einfach verschlingen muss. Oder, um mit Torsten Sträter zu sprechen: „Hallo, willkommen zu meinem neuen Buch! Komplett aus Holz, aber lustiger als eine Anrichte.“ (Klappentext).

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Clara Paul (Hrsg.): Der schöne Augenblick – Lektüre zwischen den Jahren

Ein kleines, feines Buch für Liebhaber*innen von Lyrik und Kurzprosa; ein kleines feines Geschenk für alle, bei denen Sie sich vielleicht für etwas bedanken möchten. Und ein kleines feines Buch für Sie selbst, eben für die Zeit zwischen den Jahren, die Zeit, in der wir alle in der Regel ein wenig zur Ruhe kommen, innehalten.

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Chris Power: Mothers

„Gewichtig wunderschöne Erzählungen“ so urteilt laut Klappentext die Daily Mail über dieses Buch. Gewichtig sind die Erzählungen von Chris Power in jedem Fall. Es sind keine leichten, seichten Texte, die man mal so eben zur Entspannung liest.  

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