Kategorie: Roman
Alma Bayer – Liebestöter
„Weiberheldinnen“ – so nennt Marina Pfister ihre Agentur, in der sie Frauen zu Heldinnen coacht. Sie will Frauen, insbesondere Ehefrauen, Mut und Selbstvertrauen geben, so dass diese ihr Leben selbst in die Hand nehmen und sich nicht länger von ihren Ehemännern unterdrücken lassen. Als auf Marina ein Mordanschlag verübt wird, ergeben sich daraus selbstredend zahlreiche Verdächtige, hätten doch all die besagten Ehemänner gerne mit ihr das eine oder andere Hühnchen gerupft. Zu der Verdächtigenriege kommt noch Marinas eigener Ehemann und manch anderer mehr oder weniger berühmte Einwohner Rosenheims hinzu.
(mehr …)Kristina Hauff – Unter Wasser Nacht
Ein Buch um Trauer, Schuld und Zweifel, um Freundschaft und Nähe und um Fremdheit, ein Roman über Menschen, die verzweifelt um ihre Träume kämpfen.
Es ist fast so etwas wie eine großräumige WG, in der sie leben. Sophie und Thies in dem einen Haus und direkt daneben Inga und Bodo mit ihren Kindern Jella und Lasse. Schon lange sind die Vier eng befreundet und wohnen nun nah beieinander, teilen Grundstück und Windrad, Scheune und Garten, Vergangenheit und Erinnerungen.
(mehr …)Durian Sukegawa – Die Katzen von Shinjuku
Ein anrührender, einfühlsamer Roman um zwei Menschen auf der Schattenseite des Lebens. Yama, ein junger, schüchterner Fernsehautor, der von seinem Vorgesetzten auf das Heftigste drangsaliert wird, betritt eines Abends eine winzige Bar im Viertel Shinjuku. Hinter der Theke der Bar bedient die ebenfalls sehr junge Yume. Eine wortkarge Frau, die schielt und die eine ganz besondere Beziehung zu Katzen hat. Um diese Katzen dreht sich auch die Katzenwette, bei der einige der Kneipengäste darauf wetten, welche Katze als nächste durch ein Oberlicht in den Raum hineinsehen wird. Zur besseren Unterscheidung der Tiere hat Yume einen sogenannten Katzenplan gezeichnet, der stets an der Kühlschranktür hinter der Theke hängt.
(mehr …)Lutz Kreutzer – Die Akte Hürtgenwald
Eigentlich soll Kommissar Straubinger, strafversetzt von Köln nach Stolberg bei Aachen, das Archiv im Keller der Polizeistation aufräumen. Doch dabei findet er eine alte Akte, die von einem Todesfall im Jahr 1956 berichtet, ein gut situierter Bürger der Stadt ist im Wald unter ungewöhnlichen Umständen ums Leben gekommen.
Straubinger „riecht“ Ungereimtheiten bei diesem alten Fall und, mit Erlaubnis seines neuen Vorgesetzten, beginnt er unter den Einheimischen zu ermitteln. Dabei begegnet er mitteilsamen und zugeknöpften Mitmenschen, von denen der eine oder die andere durchaus etwas zu verbergen hat. Besonderes Interesse entwickelt Straubinger für den sogenannten Wolkenmaler, ein Eigenbrötler, der allein im Wald in einer selbstgebauten Hütte haust. Als ein Mord geschieht, der offensichtlich einen Bezug zu den Ereignissen der Vergangenheit hat, übernimmt Straubinger ganz offiziell die Ermittlungen auch in dem aktuellen Fall.
(mehr …)Marc Hofmann – Der Mathelehrer und der Tod
Ein eigenbrötlerischer Deutschlehrer als Hobbydetektiv auf der Spur des Mörders eines Mathelehrers – das ist kurzgefasst die Handlung dieses Kriminalromans.
Marc Hofmann legt seinen Protagonisten eindeutig als Serienheld an, was sogar auf dem Cover so angegeben ist. Der Nachteil dieses deutlichen Hinweises ist, dass es der Spannung abträglich ist, dazu später mehr. Gregor Horvath, Alter unbekannt, feinsinniger und nach eigenem Bekunden im falschen Jahrhundert geborener Gourmet, findet eines Morgens die Leiche eines Kollegen. Als ermittelnder Kriminalbeamter taucht, welche ein Zufall, Horvaths Zwillingsbruder auf. Doch ein weiterer Doppelmord in der Innenstadt Freiburgs unterbricht die Arbeit der Polizei in der Schule, der Tod des Lehrers wird als Suizid zu den Akten gelegt.
(mehr …)Kerstin Sgonina – Als das Leben wieder schön wurde
1954, Nachkriegszeit in Hamburg. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, manche und mancher trägt schwer an der eigenen Vergangenheit, andere vertragen sich nicht mit der neuen Zeit. Viele Lücken sind in den Straßenzügen, wo die Bombenschäden noch nicht beseitigt sind. Nicht jeder findet eine richtige Wohnung, viele hausen in den sogenannten Nissenhütten. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, doch vor allem die jungen Menschen sind auch voller Optimismus und hochfliegenden Plänen.
In dieses Hamburg kommt die junge Greta, Anfang Zwanzig, die nach dem Tod ihrer geliebten Großmutter aus Stockholm zurückkehrt in die Stadt ihrer Geburt. Sie will zu ihrem Vater, der mit seiner Frau, Sohn und Tochter hier lebt und sie will ihre Mutter finden, die seit Anfang der Vierziger Jahre spurlos verschwunden ist.
(mehr …)Tea Ranno – Agata und ihr fabelhaftes Dorf
Beim Lesen dieses turbulenten Romans hatte ich ständig das Gefühl, ich sehe einen dieser alten italienischen Spielfilme, wie z.B. „Don Camillo und Peppone“ – die Älteren werden sich an diese noch erinnern. Überhaupt weckte die Lektüre in mir den Wunsch, den Roman einmal verfilmt zu sehen, denn ich glaube, dann erst entfaltet er seine ganze Wirkung, erlaubt doch die visuelle Wahrnehmung eine leichtere Unterscheidung zwischen den Handelnden als nur das Lesen der Namen.
Denn bei aller Freude über diesen unterhaltsamen, liebenswerten Roman verliert man sich doch einigermaßen in dem reichhaltigen Personaltableau, das nahezu alle Bewohner des kleinen sizilianischen Dorfs, dem Schauplatz der Handlung, umfasst.
Die im Titel erwähnte Agata – entgegen meiner fälschlichen, vom Klappentext geweckten Erwartung eine junge und sehr attraktive Frau – wird völlig unerwartet zur Witwe, als ihr Mann Constanzo einem Herzinfarkt erliegt.
(mehr …)Jutta Mehler – Mord mit Puderzucker
Ein herziger, unterhaltsamer Krimi für ein verregnetes Wochenende – ausreichend spannend und abwechslungsreich, wenn auch ohne größeren Tiefgang.
Die drei betagten Hobbydetektivinnen Thekla, Hilde und Wally entdecken im Nationalpark Bayrischer Wald einen Toten im Tannenbaum. Dummerweise stellt sich heraus, dass der Tote der neue Lebensgefährte von Wallys Tochter Christina ist. Nicht nur aus diesem Grund, sondern auch, weil die Damen grundsätzlich gerne Kriminalfälle lösen – siehe diverse Vorgängerbände der Autorin – starten die Drei ihre Nachforschungen.
(mehr …)Mary Adkins – Das Privileg
~ 1 KommentarDas Schicksal von drei jungen Frauen steht im Mittelpunkt des Romans von Mary Adkins, deren Debüt „Wenn du das hier liest“ ich mit großem Vergnügen im vergangenen Jahr lesen durfte. Im Gegensatz zu jenem Buch ist das vorliegende sehr viel ernster.
„Das Privileg“ schildert die Ereignisse am Carter College, wo Bea und Annie ihr Studium beginnen und Stayja in der Cafeteria arbeitet. Alle drei sind gewissermaßen am Scheideweg, müssen Entscheidungen hinsichtlich ihres Lebensweges treffen, müssen sich selbst kennenlernen und müssen vor allem lernen, sich zu behaupten.
(mehr …)Nienke Jos – Die Angst der Schweigenden
~ 1 KommentarEin wirklich ungewöhnliches, ein gewöhnungsbedürftiges Buch. Sowohl was den Haken schlagenden Handlungsverlauf wie auch was den anfangs befremdlichen Schreibstil angeht.
Ich gestehe, während der ersten gut 100 Seiten war ich mehrere Mal versucht, das Buch wegzulegen. Es werden immer wieder neue Charaktere eingeführt, aus neuen Perspektiven erzählt, ohne dass sich die Zusammenhänge erschließen. Die Protagonistin Inna ist verstörend gestört, sie spricht fast nichts, gibt, wenn reden sich nicht vermeiden lässt, einsilbige Antworten.
(mehr …)Lorraine Fouchet – Pinguine bringen Glück
Ein wunderschönes Buch mit einem etwas unpassenden Titel.
Der fünfzehnjährige Dom spielt nachts heimlich ein Computerspiel, als das Gerät plötzlich abstürzt. Kurz darauf stehen Notärzte und Sanitäter in der Wohnung, in der er mit seinem Vater wohnt. Doch sie können seinem Vater nicht mehr helfen. Sein Herz hat versagt. Doch wer hat die Ärzte gerufen? Dom erfährt, eine blonde Frau sei bei seinem Vater gewesen, als er starb. Wer ist sie? Sie muss im selben Haus wohnen, also muss er sie kennen.
(mehr …)Rachel Joyce – Miss Bensons Reise
Bei Rachel Joyce darf man sich immer über originelle Figuren und unkonventionelle Handlungen freuen. So auch in ihrem neuen Buch, in dem sie uns von Margery Benson erzählt, einer leicht verschrobenen Hauswirtschaftslehrerin, die einen Traum hat: sie möchte den goldenen Käfer finden, den bislang noch niemand entdeckt hat. Als sie ein Kind war, hatte ihr Vater ihr ein Bild dieses Käfers gezeigt und damit ihr Interesse an diesen Tieren in ihr geweckt. Doch aus vielerlei Gründen hat sie diesen Traum jahrelang in ihrem Herzen verborgen, erst ein für sie erschütterndes Ereignis bringt sie dazu, ihr Leben zu ändern. Sie plant eine Reise nach Neukaledonien, um den Käfer zu suchen.
(mehr …)Robert Galbraith – Böses Blut
1195 Seiten – und keine davon langweilig. Und dass, obwohl doch manch eine Szene, manch ein Handlungsstrang redundant zu sein scheint; ja auch bei J.K. Rowling, die die Reihe um den Detektiv Cormoran Strike unter dem Pseudonym Robert Galbraith schreibt. „Böses Blut“ ist der fünfte Band dieser Reihe, die auch eine Serie ist, denn auch wenn man jeden Band für sich lesen kann, nimmt doch vieles in der Handlung Bezug auf frühere Geschehnisse, entwickeln sich die Protagonisten von Band zu Band weiter.
Der aktuelle Fall von Cormoran Strike und seiner Partnerin Robin Ellacott ist eigentlich ein gerade eben nicht aktueller. Anna Phipps engagiert sie, um nach dem Verbleib ihrer vor 40 Jahren verschwundenen Mutter zu suchen. Die Ärztin Margot Bamborough verschwand 1974 auf dem Weg aus ihrer Praxis zu einem Treffen mit ihrer besten Freundin. Nie wurde geklärt, was mit ihr geschah. Verdächtigt wurde ein zu dieser Zeit gesuchter und später überführter Serienkiller, der unter bestialischen Umständen Frauen entführte, folterte und tötete. Doch er hatte nie zugegeben, auch Margot Bamborough getötet zu haben.
(mehr …)Peter Høeg – Durch deine Augen
Wie in den beiden anderen Romanen des Autors, „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ oder „Der Susan-Effekt“, so steht auch in dem neuen Buch eine Wissenschaftlerin im Mittelpunkt des Geschehens. Lisa, so ihr Name, hat eine Methode entwickelt, das Bewusstsein sichtbar zu machen durch Licht. Dabei werden die Dinge, die sich im Unterbewussten festgesetzt haben und psychische oder physische Probleme verursachen, besonders hell und dadurch erkennbar. Und behandelbar. Lisa arbeitet in einem wissenschaftlichen Zentrum, in einem außerhalb der Stadt gelegenen Schloss, welches rund um die Uhr vom Geheimdienst bewacht wird.
Einer ihrer Patienten wird Simon. Simon hat versucht, sich umzubringen und sein Adoptivbruder Peter möchte den Grund dafür herausfinden und natürlich alles tun, damit Simon es nicht noch einmal versucht.
(mehr …)Mhairi McFarlane – Aller guten Dinge sind zwei
Was kann man Besseres über einen Roman sagen, als dass man sich die halbe Nacht um die Ohren schlug, weil man ihn nicht aus der Hand legen konnte? Genau so erging es mir mit dem neuen Buch der schottischen Autorin, ihrem sechsten Roman. Mit ihren ersten fünf Romanen war es ebenso gewesen. Sie kann einfach unglaublich gute Bücher schreiben.
Gemeinhin wird diese Art von Romanen dem Genre „Chick-Lit“ zugeordnet, soll heißen, es geht um eine Liebesgeschichte, in deren Mittelpunkt eine junge Frau Mitte Dreißig steht. Meist beginnt die Geschichte damit, dass besagte Frau von ihrem bisherigen Partner verlassen wird, dass sie geringes Selbstvertrauen hat, weil sie sich bislang mehr oder weniger über ihren Partner definierte. Nur wenige der in dieses Genre eingereihten Romane sind aber so spannend und so gut geschrieben wie die von Mhairi McFarlane.
Im vorliegenden Buch ist es Laurie, deren langjähriger Freund Dan, nachdem er stets verkündet hatte, er wolle weder heiraten noch Kinder haben, ihr eröffnet, er habe eine Affäre mit einer anderen Frau, die nun ein Kind von ihm erwarte. Natürlich ist Laurie schwer geschockt, nach 18 Jahren plötzlich wieder als Single dazustehen. Erschwerend kommt hinzu, dass Dan und sie in derselben Anwaltskanzlei arbeiten, sich also ständig über den Weg laufen. Da kommt ihr der Zufall zu Hilfe in Form eines blockierten Aufzugs, in dem sie ein paar Stunden lang mit dem Kollegen Jamie festsitzt. Jamie ist der unbeliebteste Anwalt in der Kanzlei, denn er gilt als ehrgeizig, eitel und als Frauenverschlinger.
(mehr …)Uli Aechtner – Leise rieselt der Tod
Ein Krimi mit allen erforderlichen Zutaten: eine gewisse Zahl an Leichen, sehr viele Verdächtige, ein bisschen Liebe, ein ganz klein wenig Humor und eine Hobbydetektivin, die sich schließlich selbst in Gefahr bringt. Das Ganze rund ums Weihnachtsfest in einem alten Herrenhaus, welches in einem winzigen Dorf steht, das dann auch noch zeitweilig von der Außenwelt abgeschnitten ist.
Zur Handlung: die frisch getrennte Jenny findet über Weihnachten Unterschlupf bei ihrem Kindheitsfreund Tom, der gerade in besagtes, noch weitgehend unmöbliertes Herrenhaus gezogen ist. Dort eröffnet er eine Arztpraxis, die aber bislang wenig Zulauf hat. Am Abend ihrer Ankunft stolpert Jenny vor der Haustür über ihre erste Tote, eine Zeitungsausträgerin im Weihnachtsmannkostüm. Weil Jenny nun fürchtet, dass ihr Freund Tom in Verdacht gerät, der Mörder zu sein, beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln. Ihre Recherchen führen sie zuerst auf den „Seelenhof“, wo ein Weihnachtsflirtkurs abgehalten wird. Natürlich sind erstmal alle Teilnehmer des Kurses schwer verdächtig, in den Mord verstrickt zu sein.
(mehr …)Jonas Jonasson – Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte
Wieder hat der Autor des „Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg“ eine herrliche Satire vorgelegt, ein furioser Spaß mit absurden Verstrickungen und kuriosen Verwicklungen und vor allem mit genial verrückten Figuren.
Zwar schießt Jonas Jonasson manches Mal über das Ziel hinaus, verläuft sich in Nebenhandlungen und verliert den Faden im Gewirr der Geschicke seiner Charaktere, aber das trübt nicht die Freude bei der Lektüre seines neuesten Machwerks.
Es gibt viele verschiedene Handlungsstränge, die dennoch zu einem haltbaren Konstrukt verwebt sind. Da haben wir den Kunsthändler Viktor, der sich auf üble Weise die Kunsthandlung seines Schwiegervaters erschleicht, dann aber unmittelbar nach dessen Tod seine Frau, die Tochter ebendieses Kunsthändlers, quasi mittellos vor die Tür setzt. Da haben wir Kevin, den möglicherweise Sohn von Viktor, den seine Mutter kurz vor ihrem Tod in Viktors Obhut gibt, was diesem jedoch keineswegs in den Plan passt. Also setzt Viktor Kevin, als dieser kurz vor der Volljährigkeit steht, mitten in Afrika in der Savanne aus, hoffend, die hungrigen Löwen würden sein Problem lösen. Und schließlich haben wir Ole Mbatian, den Medizinmann der Massai, der den ihm von Gott gesandten Sohn Kevin zum fähigsten Massai des Dorfes ausbildet. Kevin, Ole und Jenny, Viktors betrogene Ex-Frau, schließen sich zusammen, um gemeinsam mit Hugo, dem Direktor der „Rache ist süß GmbH“, an Viktor ausgiebig und genüsslich Rache zu nehmen.
(mehr …)Diane Setterfield – Was der Fluss erzählt
~ 1 Kommentar„Es war einmal ein Wirtshaus …“ (S. 11). So beginnt dieser märchenhafte Roman, der zugleich spannend, mystisch, amüsant, poetisch, fantastisch und sogar ein wenig gesellschaftskritisch ist.
Mit liebevollem Augenzwinkern sowie hin und wieder einem zarten Hauch von Ironie erzählt die Autorin von geheimnisvollen Ereignissen gegen Ende des 19. Jahrhunderts am Oberlauf der Themse. Es beginnt eines Abends in besagtem Wirtshaus, als ein schwer verletzter Mann die Schenke betritt, in den Armen ein kleines Mädchen. Sie ist tot, so hat es den Anschein und so beurteilt es auch Rita, die erfahrene und stets pragmatische Krankenschwester des Ortes. Doch das täuscht, die Kleine erwacht und von nun an steigt die Spannung von Seite zu Seite.
(mehr …)Mary Beth Keane – Wenn du mich heute wieder fragen würdest
Eine Familiengeschichte, eine Liebesgeschichte, eine Geschichte von Schuld und Verantwortung, all das ist dieser Roman. Ein Roman mit präzise ausgearbeiteten Figuren, lebensecht, sympathisch, mit Fehlern, Ängsten und Störungen, mit starken Persönlichkeiten und scheiternden Charakteren.
Kate und Peter wachsen auf als Nachbarskinder in einer Kleinstadt in der Nähe von New York. Ihre Väter sind beide Polizisten und haben kurz nacheinander die benachbarten Häuser in Gillam gekauft. Francis und Lena Gleeson haben drei Töchter, die jüngste ist Kate. Sie wird nur wenige Monate nach Peter geboren, dem einzigen Kind von Brian und Anne Stanhope. Während Lena in ihrer Familie zu Hause und mit Haushalt und der Erziehung der Kinder ausgelastet ist, kommt Anne nie wirklich im Kleinstadtidyll an und wird im Laufe der Jahre psychisch immer labiler. Das zeigt sich besonders in ihrem Umgang mit ihrem Sohn Peter und ihrer strikten Ablehnung seiner Freundschaft mit Kate. Schließlich ist genau das der Auslöser einer schlimmen Katastrophe, die das Ende der Freundschaft zwischen den Familien und die Trennung von Kate und Peter bedeutet. Sie verlieren sich aus den Augen.
(mehr …)Katja Kleiber – Sturm über der Eifel
Ein Schamane wird ermordet. In einem keltischen Heiligtum. In der Eifel. Geht es noch mystischer? Na klar. Eine Kräuterhexe ermittelt.
Das sind die Zutaten zu dem neuen Krimi von Katja Kleiber, dem zweiten mit der Hobbyermittlerin Ella Dorn, der sogenannten „Eifelhexe“. Der Ermordete war ein sanfter, vor allem bei Frauen sehr beliebter Mann, der mitten im „Goloring“, dem keltischen Heiligtum, erstochen aufgefunden wurde. Ella, die sich sehr zu dem Ermordeten Leo Schmidt hingezogen gefühlt hatte, ist erschüttert. Nach und nach versucht sie, die Motive zu ergründen und stellt viele neugierige Fragen an die Menschen in der Umgebung. Dadurch gerät sie schließlich selbst in große Gefahr.
Dabei ermittelt natürlich auch die Polizei. Und zwar in Person von Tanja Marx und Peter Claes. Beide kennen Ella bereits aus einem vorherigen Fall, eben dem im ersten Band geschilderten. Es gibt viele Spuren in Fall Leo Schmidt, etliche Menschen, bei denen Tanja und Peter ein Motiv vermuten. Erst langsam kristallisiert sich heraus, um was es wirklich geht.
(mehr …)Anja Wedershoven – Im Schatten der Kopfweiden
Ich durfte die Mönchengladbacher Autorin Anja Wedershoven 2013 kennenlernen, als ihr erstes Buch „Schürfwunden“ erschien. Das Romandebüt über die Umsiedlungen im Zusammenhang mit dem Kohletagebau Garzweiler hatte mich fasziniert und begeistert. Daher habe ich mich gefreut, als ich entdeckte, dass jetzt von ihr ein Krimi bei emons erschienen ist.
„Im Schatten der Kopfweiden“ erzählt von dem Mord an einer jungen Kinderärztin, die in Geldern am Niederrhein zwischen Mülltonnen gefunden wurde. In dem Fall ermittelt zusammen mit ihren Kollegen die junge, gerade aus Berlin in ihre alte Heimat zurückgekehrte Kommissarin Johanna Brenner. Ziemlich schnell kommen die Beamten auf die Spur eines Stalkers, der die Kinderärztin verfolgte und sie belästigte. Doch ist das der einzig mögliche Täter?
Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven berichtet, die manchmal etwas unvermittelt wechseln. Da ist einmal die Kommissarin, Johanna, die nicht so ganz freiwillig an den Niederrhein zurückkehrte. In Berlin, wo sie die letzten Jahre verbrachte, hatte es einen dramatischen Vorfall gegeben, der zu ihrer Versetzung führte. Zum anderen verfolgen wir die Handlung aus der Sicht von Axel, Johannas Kollegen, der ihr zunächst offen und freundlich begegnet, nach und nach aber doch auch Vorbehalte entwickelt.
(mehr …)Annegret Held – Eine Räuberballade
~ 1 KommentarHier nun der dritte Band der Trilogie um das Westerwälder Dorf Scholmerbach. Diesmal verlegt die Autorin die Geschichte an das Ende des 18. Jahrhunderts.
Tatsächlich gemahnt der Roman an eine Ballade. Er erzählt von Hannes, dem Sohn von Wilhelm. Die beiden sind so grundsätzlich verschieden – aufsässig, wild, ungebärdig der Sohn; fromm und vom Leben gezeichnet der Vater. Es kommt eines Tages zum Eklat und Hannes geht fort. Er schließt sich einer Bande von Räubern an und lernt, wie ein Auszubildender, das Handwerk der Räuberei. Dabei steht er sich reichlich oft selbst im Weg, verstößt er doch auch hier immer wieder gegen die Regeln und bringt mehr als einmal die ganze Bande in Gefahr.
Derweil ist Wilhelm immer verzweifelter, er hat ja auch noch seine schwer kranke Frau und die kleine Tochter, die er versorgen muss. In der Hoffnung auf Hilfe begibt er sich auf eine Wallfahrt und tatsächlich, als er nach Hause kommt, scheint es seiner Frau besser zu gehen.
Und da gibt es noch Gertraud, die beim Müller als Magd unterkommt. Gertraut passt so gar nicht in das Bild der fügsamen, dem Manne gehorchenden Frau. Sie widersetzt sich den Anweisungen der Müllerin, streitet auf das Heftigste mit dem Müller und schikaniert den Knecht. Doch gerade ihre forsche Art sorgt dafür, dass sie oft die Geschäfte für den Müller abschließt, da sie sehr gut verhandeln kann mit den Bauern, die das Korn bringen und das Mehl holen. Und Gertraud ist stark, sie hat so gut wie vor nichts Angst.
(mehr …)Annegret Held – Armut ist ein brennend Hemd
Was für ein Titel! Ein Titel, der die ganze Wucht dieses Buches perfekt ausdrückt. Denn darum geht es im Roman von Annegret Held: um Armut.
Über den Zeitraum der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erzählt sie die Geschichte des Westerwälder Dorfs Scholmerbach und seiner Einwohner. Diese sind einfache Menschen, Bauern, Handwerker und fast alle bettelarm. Da gibt es nur einmal im Leben neue Schuhe, Kleider werden von einem Kind an das andere weitergegeben, bis sie so fadenscheinig sind, dass sie nur noch als Lumpen taugen. Da sind die Besuche des Krämers im Dorf sowas wie Feiertage, wo man all die Dinge, die man sich doch nie wird leisten können, bestaunen darf. Da sind die Frauen mit Anfang Vierzig ausgelaugt und viel zu früh gealtert von den unzähligen Geburten und all der vielen Arbeit mit der Kinderschar, die ernährt und versorgt werden will. Zehn oder fünfzehn Kinder in der Familie sind keine Seltenheit, dass davon aber nur ein kleiner Teil das Erwachsenenalter erreicht, ist eben auch keine Seltenheit.
(mehr …)Volker Klüpfel u. Michael Kobr – Funkenmord
Kluftinger bleibt sich treu. Oder vielmehr Klüpfel und Kobr bleiben sich treu. Denn auch in diesem neuesten Band um den kauzigen Allgäuer Kommissar bleibt alles beim Alten. Und das bezieht sich diesmal sogar auf den Kriminalfall, den Kluftiger und sein Team zu lösen haben.
Der Roman schließt fast nahtlos an den Vorgängerband „Kluftiger“ an. Das Manko dabei: wer diesen nicht gelesen hat oder bei wem die Lektüre schon etwas länger her ist, hat einige Probleme, der Handlung zu folgen. Denn es wird wenig erläutert oder nacherzählt, so dass denen, die den vorherigen Band nicht kennen, der Hintergrund fehlt. Das erschwert mir natürlich auch ein wenig die inhaltliche Zusammenfassung von „Funkenmord“, denn die ist kaum möglich, ohne bei „Kluftinger“ zu spoilern.
Kommissar Kluftinger hadert diesmal sehr mit sich, denn er hat vor mehr als dreißig Jahren den Falschen für einen Mord ins Gefängnis gebracht. Das hatte sich in dem Roman „Kluftinger“ herausgestellt und dort hatte Kluftinger dem sterbenden fälschlich Verurteilten versprochen, den wahren Täter zu finden. Seine Kollegen zeigen dafür zuerst wenig Verständnis, zumal sie noch immer den tragischen Tod ihres Kollegen und Freundes Strobl verarbeiten müssen. Kluftinger muss zusätzlich auch noch kommissarisch die Aufgaben der Polizeipräsidentin übernehmen und eine neue Mitarbeiterin einarbeiten. Diese, Lucy Beer, ist eine forsche junge Frau, die bei Meier und Hefele erst einmal auf Widerstand stößt, nach und nach aber den Respekt des Teams erringt.
(mehr …)Bas Kast – Das Buch eines Sommers
Seinen Ernährungskompass, der so viele Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste der Sachücher war oder vielleicht sogar immer noch ist, habe ich sehr gerne gelesen. Das Buch ist informativ, flüssig und in flottem Stil geschrieben und brachte, zumindest für mich, interessante Informationen. Also war ich gespannt, wie der Autor nun eine fiktive Geschichte in einen Roman zu packen vermochte.
Bas Kast erzählt von der Lebenskrise eines erfolgreichen Mannes. Nicolas, der als Junge Schriftsteller werden wollte wie sein geliebter Onkel Valentin, hatte stattdessen die Firma des Vaters übernommen, ein Unternehmen, das zum Zeitpunkt der Handlung ein Präparat zur Verzögerung des Alterungsprozesses beim Menschen entwickeln möchte. Nicolas ist glücklich verheiratet mit Valerie und Vater des kleinen Julian.
Der plötzliche Tod des Onkels, den Nicolas trotz der großen Zuneigung nur noch selten und zuletzt vor längerer Zeit besucht hatte, bringt ihn dazu, sein Leben zu überdenken. Er stellt sich die Frage, ob er das Leben lebt, das er sich erträumt hatte bzw. warum er eben gerade dieses Leben nicht führt. Auch seine Beziehung zu Valerie, seine Einstellung zu seiner Firma, all das stellt er auf den Prüfstand. Angefacht durch die Begeisterung seines kleinen Sohnes für erfundene Geschichten lässt Nicolas immer öfter auch seiner Fantasie freien Lauf.
(mehr …)Jenny Fagerlund – 24 gute Taten
Eigentlich habe ich diesen Roman zu früh gelesen. Er wäre die geeignete Lektüre für die Adventszeit, bei Kerzenschein, prasselndem Kaminfeuer und dampfendem Kräutertee, dazu reichlich Schneefall vor dem Fenster.
Wie der Titel vermuten lässt, hat nämlich die Handlung etwas mit der Adventszeit und den 24 Tagen bis Weihnachten zu tun. Die junge Emma hat vor zwei Jahren ihren Lebensgefährten just an Heilig Abend bei einem Unfall verloren und trauert immer noch. Sie kapselt sich ab und hat sich selbst in ihrer Trauer verloren. Selbst ihr kleiner Laden für Geschenkartikel und Innendekoration kann sie kaum aus ihrer Depression reißen. So droht ihm wegen fehlendem Umsatz die Pleite.
(mehr …)Ragnar Jónasson – Nebel
~ 1 KommentarIm Grunde ist es ja eine wirklich ungewöhnliche und überraschende Idee, eine Trilogie rückwärts zu erzählen (oder doch mindestens zu veröffentlichen). Das Ganze hat aber einen entscheidenden Nachteil: die Spannung geht dabei definitiv verloren. Der vorliegende Band „Nebel“ ist nun der dritte Teil der Trilogie um die isländische Kommissarin Hulda und er erzählt den Anfang ihrer privaten Geschichte, die in den beiden vorherigen Bänden, die ich ebenfalls rezensieren durfte, bereits ausführlich thematisiert wurde. Daneben dreht sich der Roman um einen Mordfall mit mindestens zwei Toten.
Wie auch in den vorhergehenden Bänden „Dunkel“ und „Insel“ erschafft der Autor mit großem Geschick und prägnanten Worten die unheimliche und dramatische Atmosphäre der isländischen rauen, harten Natur und schildert deren Gefahren drastisch und bildhaft. Und auch die inneren Gefahren, die Zerrissenheit, die Depressionen und psychischen Schäden, die die Menschen, nicht zuletzt aufgrund der Landschaft und des Klimas, erleiden, beschreibt Ragnar Jónasson in so plastischen, aufregenden Bildern, dass die Leserin manches Mal die Kälte und Einsamkeit am eigenen Leib zu spüren scheint.
(mehr …)Géraldine Dalban-Moreynas – An Liebe stirbst Du nicht
So etwas muss man mögen, sich darauf einlassen. Das ist mir leider nicht gelungen.
Das lag aber nicht am Stil der Autorin. Im Gegenteil, der war erfrischend anders, kühl, distanziert, analytisch. Fast wie der Bericht einer Wissenschaftlerin, die ein Forschungsobjekt beobachtet. Oder wie das Tagebuch eines Verhaltensforschers, der die Reaktionen der Probanden unter die Lupe nimmt. Dazu trägt besonders bei, dass die Protagonisten einmal mehr namenlos bleiben, es gibt nur eine Sie und einen Er.
Was mir an diesem Roman so gar nicht zusagt, ist das Gleiche, was mich auch an dem berühmten Roman „Liebesleben“ von Zeruya Shalev so gestört hat: die Handelnden befinden sich in einer Blase, es findet außerhalb ihrer eigenen Befindlichkeiten und Bedürfnisse nichts statt. Wobei diese Bedürfnisse für die beiden Beteiligten über allem stehen, ohne Rücksicht auf Verluste. So etwas mag es sicher geben, für mich ist das dennoch zu unrealistisch, zu weit weg vom „normalen“ Leben und zu weit weg von „normalen“ Menschen.
(mehr …)Hannah Lynn – Wer will schon ewig leben
Was für ein aberwitzig witziges Buch. Die Autorin lässt ihrer überbordenden Fantasie freien Lauf und heraus kommt ein gelungener Roman um einen seit 200 Jahren in der Zwischenwelt festsitzenden armen Tropf.
Dieser arme Kerl heißt Walter Augustus und er hängt so lange in dieser Zwischenwelt fest, so lange sich auf der Erde noch irgendjemand an ihn erinnert. Nun hat er Aussicht auf Aufstieg ins Jenseits, denn die letzte Nachfahrin seiner Familie liegt im Sterben und Walter hat die große Hoffnung, dass sich danach niemand mehr an ihn erinnern wird. Doch er hat sich zu früh gefreut. Denn Walter, seinerzeit Hufschmied von Beruf, hat zu Lebzeiten Gedichte verfasst, die ein wohlmeinender Adliger heimlich drucken ließ. Aufgrund eines, nennen wir es Unfalls, bleibt von diesen Bänden nur ein einziger erhalten. Und dieses Exemplar gelangt nun in unserer Zeit in die Hände von Letty, einer schüchternen, etwas übergewichtigen Schuhverkäuferin und Hobbybäckerin mit einem zu großen Hang zu Süßigkeiten. Also muss Walter nun alles daransetzen, dieses letzte Exemplar seiner Gedichte zu vernichten und die Erinnerung an seinen Namen aus Lettys Gedächtnis zu löschen.
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