Beschaulicher Camping-Krimi mit sympathischem Personal
Mein erster Roman von diesem Autor, der bislang eher durch Thriller als durch Cosy-Crime-Romane bekannt ist. Hier erzählt er von Mord und anderen Verbrechen auf einem Campingplatz in der Nähe von Potsdam.
Idyllisch gelegen inmitten dreier Seen wird dieser Platz mit dem schönen Namen „Himmelreich“ zum Ort eines mysteriösen Todesfalls. Der hier campierende Schauspieler Björn Kupernikus rettet einen kleinen Hund von einem schwimmenden Stand-Up-Board und entdeckt dabei eine unter dem Board befestigte Leiche. Bei dieser Aktion lernt er die unerschrockene Annabelle kennen, im Ort lebende Künstlerin mit ausgeprägtem Sinn für Humor.
Beide zusammen beschließen, die Aufklärung des Falles nicht allein der Polizei, vertreten durch Kommissar Fass, zu überlassen, zumal Kupernikus die gerettete Hündin, die man als Zeugin des Mordes betrachten kann, bei sich aufnimmt. So gerät er auch in den Fokus diverser Verdächtiger.
Derer gibt es natürlich viele, ebenso wie es viele gibt, die ihm entweder gar nicht oder mit Lügen auf seine Fragen antworten. Wie immer wundert es mich bei solchen Romanen, wie bereitwillig Leute überhaupt mit Menschen reden, die im Grunde keinerlei Befugnis für solche Befragungen haben, aber sei es drum, ohne das würde ein Roman dieses Genres nicht funktionieren.
Während der Recherchen begegnet Kupernikus vielen Menschen aus der Umgebung, solchen, die ihm feindselig begegnen und solchen, die anscheinend nichts zu verbergen haben. Im Laufe der Gespräche, die er führt, stellt sich relativ schnell heraus, dass dubiose Investoren gerne das Land rund um die drei Seen aufkaufen möchten, wogegen sich die Einwohner teils vehement, teils vergebens, wehren.
Der Roman ist flott geschrieben und auch die Handlung ist recht temporeich, es kommt nie Langeweile auf, alles, was geschieht, hat mit dem Fall zu tun. Die Dialoge sind lebendig, wenn auch manchmal etwas sinnentleert. Das Ganze wird humorvoll erzählt, mit einigen gelungenen Pointen, anderen etwas arg kalauerhaften Scherzen. Das Personal ist sympathisch. Annabelle, immerhin dreifache Witwe, mit ihrem Witz und ihrer Verve, Kupernikus mit seiner Beobachtungsgabe und seiner Gelassenheit. Die Nebenfiguren sind ein wenig skizzenhaft und eher mit den üblichen Klischees beschrieben.
Die Auflösung schließlich, die, wie so oft in Krimis, dem Hobby-Ermittler Kupernikus am Ende irgendwie so einfällt, ist eher nicht schlüssig, war durch alles vorige Geschehen kaum erahnbar.
Insgesamt ein netter, leichtgewichtiger Krimi, ohne Action und ohne Thrill, dafür mit warmem Humor. Und er weckt Erwartungen für eventuelle Folgebände.
Andreas Winkelmann – Mord im Himmelreich
Knaur, November 2024
Taschenbuch, 328 Seiten, 16,99 €