Dieser Kriminalroman kämpft mit dem Problem, das alle Krimis haben, die einen sogenannten Cold Case zum Thema nehmen: Die Spannung fehlt. Dazu kommen noch zu ausführliche Nebenschauplätze, zu viele Details im Handlungsablauf und überfrachtete Figuren.
Hauptfigur ist der Kommissar Kristoffer Bark. Er wurde zu den Cold Cases abkommandiert, da er noch immer unter dem Verlust seiner Tochter leidet, die ermordet wurde (dies geschah in einem Vorgängerband, den ich nicht gelesen habe). Aktueller Auftrag ist die Suche nach neuen Erkenntnissen in dem seit vielen Jahren ungeklärten, äußerst grausamen Mord an einer jungen Frau. Sie wurde, wie sich herausstellt, vor der Tat gestalkt.
Gleiches geschieht jetzt Sara, einer Kollegin Barks, die deswegen schon seit geraumer Zeit krankgeschrieben ist. Eine Eskalation erfährt diese Situation, als Saras Ehemann ermordet wird. Kristoffer Bark, der heimlich in seine Psychotherapeutin verliebt ist und außerdem noch seine dem Alkohol verfallene Exfrau versorgen muss, erkennt die Parallelen zu dem alten Fall. Die Ermittlungen werden daher zusammengelegt.
Verdächtige gibt es wie immer viele, die Spuren sind dabei ziemlich dick und breit gelegt. Hier ist das erste Manko für mich in diesem Krimi, denn nicht nur leidet die Spannung erheblich durch viel zu lange Beschreibungen nebensächlicher Tätigkeiten der Handelnden, sondern man hat als Leserin schon sehr früh eine Ahnung, wer der Täter sein könnte. Denn nicht nur die in die Irre führenden Spuren sind ebenso überdeutlich ausgelegt.
Mich hat der Roman nicht erreicht, ja er hat mich geradezu gelangweilt. Dabei war mir der Protagonist, Kristoffer Bork, durchaus sympathisch, so dass man ihn gerne in einer Romanreihe immer mal wieder trifft. Nur der Plotaufbau und der Schreibstil hat mir nicht recht zugesagt. Schade, denn gerade skandinavische Krimis sind doch als besonders spannend und tiefgründig berühmt.
Anna Jansson – Witwenwald
aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann
blanvalet, November 2022
Klappenbroschur, 527 Seiten, 12,00 €