Endlich wieder ein Anna McPartlin! Lange habe ich darauf gewartet. Denn nicht nur ihren absoluten Bestseller „Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ habe ich geliebt, auch ihre anderen Bücher, allen voran „Irgendwo im Glück“ steht ganz oben auf meiner Lieblingsbücherliste. Nun also ein neuer Roman.
Diesmal dreht sich alles um ungewollte oder gewollte Kinderlosigkeit sowie, als absoluter Gegenpol, ungewollte Schwangerschaft.
Auf zwei Zeitebenen erzählt Anna McPartlin. Einmal von vier jungen Frauen im Heute, die sich Kinder wünschen, deren Wunsch aber aus unterschiedlichen Gründen unerfüllt bleibt. Caroline, Natalie, Janet und Veronica, genannt Ronnie, lernen sich in einer Selbsthilfegruppe kennen, in der Frauen, denen Kinder bislang versagt blieben, zusammentreffen. Neben den körperlichen und seelischen Narben, die diese Sehnsucht hinterlässt, haben alle vier auch noch Probleme mit ihren Partnern, sei es, dass diese den Wunsch nicht teilen oder dass sich der Verdacht aufdrängt, betrogen zu werden.
Der zweite Handlungsstrang beginnt im Jahr 1975. Nicht nur in Irland, dort aber vor allem, ist es damals ein absolutes Tabu, als unverheiratete Frau ein Kind zu bekommen. Doch genau das geschieht der blutjungen Catherine. Daraufhin wird sie von ihrer Familie in ein Mutter-Kind-Heim verbannt, in dem ihr Schreckliches angetan wird. Es ist bekannt, dass es diese furchtbaren Heim, geführt von Nonnen und betrieben vor allem mit Gewalt und Unterdrückung, wirklich gab. Wie Anna McPartlin die Zustände dort beschreibt, sorgt immer wieder für Gänsehaut und Schauer des Abscheus bei der Leserin. Was Catherine dort erlebt, wie sie um ihr Kind kämpfen will und wie es ihr später ergeht, das erzählt die Autorin einfühlsam, mit großer Empathie und großem Verständnis für ihre Figur.
Demgegenüber wirken die Probleme der heutigen jungen Frauen fast etwas überzeichnet, etwas überdramatisiert – nicht von der Autorin, sondern von den Betroffenen. Dennoch ist auch das nachvollziehbar dargestellt, sind die Entwicklungen, die die Figuren im Laufe der Handlung durchleben, schlüssig.
Natürlich ist das alles sehr anrührend, sehr berührend. Und natürlich ist vieles kitschig, voller Schmalz und ein wenig schnulzig. Aber trotzdem – oder deswegen – habe ich diese über 500 Seiten an einem Sonntag verschlungen, wollte wissen, wie es Catherine ergeht, wie Ronnie und Janet ihre Probleme lösen. Das ist spannend und herzerwärmend, einfach ein wunderbarer Schmöker.
Anna McPartlin – Warten auf ein Wunder
aus dem Englischen von Sabine Längsfeld
rororo, April 2022
Taschenbuch, 542 Seiten, 13,00 €