Wenn man aufgrund anderer Rezensionen mit falschen Erwartungen an ein Buch herangeht, muss man sich nicht wundern, wenn man enttäuscht wird. So jedenfalls erging es mir mit diesem Erstling der in Spanien lebenden ungarischen Autorin. Denn ich hatte einen anrührenden Roman erwartet, mit Tiefgang, vielleicht ein wenig philosophisch – eine Geschichte um Katzen eben.
Doch was ich fand war ein Plot ohne viel Handlung, der vielleicht ausreichend für eine Kurzgeschichte gewesen wäre, doch keinen ganzen Roman trägt.
Kurz zusammengefasst geht es um Nagore, eine Frau Ende Dreißig, die nach einer Trennung zurück nach Barcelona kommt, finanzielle Probleme hat und Katzen hasst. Nun findet sie durch die Vermittlung einer Freundin eine Anstellung als Kellnerin in einem Café, welches Katzen an neue Besitzer vermittelt. Aus diesem Grund halten sich ständig sieben Katzen im Café auf. An diese muss sich Nagore nun gewöhnen und sie auch versorgen. Schließlich kommt auch noch ein Mann ins Spiel, in den sie sich verliebt und natürlich gibt es am Ende ein Happy End. Das ist tatsächlich alles, was auf über 150 Seiten geschieht.
Daneben wird die Leserin etwas plump über das Verhalten von und den Umgang mit Katzen belehrt. Die Figuren, neben der Protagonistin Nagore noch die Besitzerin des Cafés, eine Japanerin namens Yumi, Nagores Freundinnen Lucía und Amanda und der Anwalt Marc sowie der alte Elias, sind flach und ohne Hintergrund. Die Leserin erfährt nichts über diese Menschen, man lernt sie nicht wirklich kennen. Sie haben keine Vorgeschichte, keinen Charakter. Alle wirken wie Pappfiguren, die auf eine Bühne gestellt werden. Dabei geht auch alles zu schnell, zu einfach. Es dauert nur zwei Tage, dann hat Nagore ihre lebenslange Abneigung gegen Katzen abgelegt, es dauert zwei Tage, dann ist sie in den Anwalt verliebt und es dauert zwei Tage, dann erben sie ein Haus. Da fehlt die Entwicklung, es fehlt jede Spannung, jede die Handlung vorantreibende Wendung oder ähnliches.
Den Katzen werden tiefschürfende Sätze zugeordnet, die wie Glückskekssprüche klingen, auch sie haben keinen Hintergrund. Nichts wirkt echt, wirkt gefühlt, es reihen sich nur Worte aneinander. Woran sich die titelgebende „Weisheit“ der Katzen festmacht, erschließt sich nicht, es sei denn, man bezieht es auf das allgemein bekannte und typische Wesen bzw. Verhalten der Tiere.
Die Sprache ist trocken, der Schreibstil unattraktiv, die Dialoge hölzern. Um es nochmal zu sagen: als Kurzgeschichte, als Erzählung ließe ich mir diesen Text gefallen, für einen Roman gibt er definitiv zu wenig her. Schade
Anna Sólyom – Das Café der weisen Katzen
aus dem Spanischen von Anja Rüdiger
Heyne, Mai 2021
Gebundene Ausgabe, 160 Seiten, 10,00 €