Etwas altertümlich anmutende Lebensgeschichte einer Frau in mittleren Jahren
Es klingt nach einer interessanten Story, nach einem spannenden Geheimnis, entwickelt sich aber leider zu einer eher drögen und zähen Geschichte.
Jane ist Professorin für französische Literatur, geschieden und lebt allein. Eines Tages liegt vor ihrer Tür ein Paket, darin das Manuskript eines Romans. Sein Titel: Janes Roman, der Inhalt: ihre Lebensgeschichte, oder vielmehr all ihre Liebesgeschichten.
Unverzüglich vertieft sich Jane in die Lektüre, liest Seite um Seite und rätselt, wer der Absender, der Verfasser dieser Seiten ist. Ständig geraten andere Menschen aus ihrem Leben, ihrer Vergangenheit in Verdacht, immer wieder ändert sie ihre Meinung.
Währenddessen lesen auch wir natürlich in diesem Roman, nur immer mal wieder unterbrochen von der Rahmenhandlung, wenn Jane wieder grübelt, wer so viele Details aus ihre Vergangenheit kennen kann. Dieser Roman, den sie und wir nun lesen, schildert jede einzelne Beziehung, die Jane mit verschiedenen Männern hatte, wie sie damit umging, wie sie anfingen und endeten und warum. Dabei dreht sich sehr viel, um nicht zu sagen das meiste, um ihre Sexualität. Sehr detailliert werden die verschiedenen Geschlechtsakte beschrieben, wird ausformuliert, was sie beim Sex mag und was nicht, wo der Mann sie berühren darf und wo nicht.
Das Ganze spielt in der Zeit vom Ende der 80er bis in 90er Jahre, im Original erschien „Janes Roman“ bereits 1999. Die Erzählweise in dem Roman ist sehr antiquiert, das Frauenbild ebenso, eigentlich auch für die Zeit, in der die Geschichten sich zutragen, zu antiquiert. Und auch das Bild, das Jane von Männern hat, ist eher altertümlich, dafür, dass sie eine selbständige Frau ist, gibt sie sich sehr gerne in Abhängigkeit von einem Mann.
Dazu kommt, dass dieser Roman, den ja, so die Rahmenhandlung, jemand über Jane geschrieben hat, tief in ihre Gefühle und Gedanken eindringt, diese aufführt, erzählt, beschreibt. Etwas, was meiner Meinung nach diesen ganzen Rahmen eher unglaubwürdig macht.
Und leider, anders als der Klappentext verheißt, ist dieser Roman insgesamt eher nicht temporeich, sondern im Gegenteil sehr langsam, langatmig, um nicht zu sagen langweilig. So dass es irgendwann nicht mehr wichtig ist, wer denn nun dieses Buch über Jane schrieb, so wendungsreich es erzählt sein mag
Ich wurde auch mit der Protagonistin nicht warm, fand nie einen richtigen Zugang zu ihr, konnte nicht mit ihr mitempfinden, nachfühlen, was sie fühlte. Und das, obwohl der Schreibstil an sich durchaus gefällig ist, es werden viele Dinge sehr anschaulich und plastisch beschrieben, viele Details dargestellt und die Figuren, insbesondere die Männer, sind recht spitzfindig beschrieben. Aber leider rettet hier der gute Stil die Story nicht.
Catherine Cusset – Janes Roman
aus dem Französischen von Annette Meyer-Prien
Eisele, Juni 2024
Taschenbuch, 379 Seiten, 16,00 €