Charlotte Lucas – Luzie in den Wolken

⭐⭐⭐

Herzerweichend kitschiger, tränenrühriger Liebesroman

Dass Liebesromane grundsätzlich vorhersehbar sind, gehört zum Genre. Schon beim Lesen der Klappentexte weiß man meist, wer wen warum wie am Ende kriegt. Nur wie lange es bis dorthin dauert und wie viele Hindernisse sich die Paare auf dem Weg zum Happy End selbst in den Weg legen, daran unterscheiden sich diese Roman in der Regel.

Diese Hindernisse legen natürlich nicht die Figuren sich selbst in den Weg, sondern die Autorin. Die es hier ein wenig übertreibt, dabei penetrant auf die Tränendrüse und die Kitschtube drückt, so dass die Lektüre irgendwann weniger unterhält als anstrengend wird.

Dabei der Schreibstil durchaus gelungen, wie nicht anders zu erwarten von Charlotte Lucas, die eigentlich anders heißt und unter anderem Namen wirklich hochspannende Krimis und Thriller schreibt. Aber auch den von ihr als Charlotte Lucas verfassten Roman „Dein perfektes Jahr“ mochte ich sehr. Er war unterhaltsam, humorvoll, emotional, ohne rührselig zu sein.

Was man leider von dem neuen Roman nicht behaupten kann. Da ist einmal Miriam mit ihrer kleinen Tochter Luzie. Ihr Mann bzw. Vater Patrick ist „weg“. Inzwischen schon seit ein paar Jahren, doch Miriam trauert unendlich. Sie will keinen neuen Mann in ihrem und Luzies Leben. Stattdessen konzentriert sie sich auf ihren kleinen Secondhand-Laden, der neben ihrer Tochter ihren Lebensmittelpunkt darstellt.

Und da ist Gabriel, bislang sehr erfolgreicher Schriftsteller, der mit einer absoluten Schreibblockade kämpft, nie wieder schreiben will. Und der eines Tages einen Luftballon findet mit einer Botschaft daran, in welcher Luzie den lieben Gott bittet, ihr einen neuen Papa zu schicken.

So weit so kitschig und nun eben auch vorhersehbar. Natürlich, nach anfänglichem Zögern, sucht Gabriel nach der Herkunft des Ballons, natürlich gibt er dort vor, jemand anderes zu sein, natürlich inspirieren ihn Ballon und Luzie zu einem fulminanten neuen Roman und natürlich kommen sich Miriam und er sehr schnell näher. Und ebenso natürlich wollen beide es ganz und gar nicht wahrhaben.

Dazu kommen die falschen Dinge, die Gabriel Miriam von sich erzählt, dazu kommt die Tatsache, dass Miriams Laden vor der Pleite steht, was Gabriel verhindern will. Mit ziemlich merkwürdigen und leider auch ziemlich unrealistischen Methoden. Am gleichen Strang zieht auch Miriams beste Freundin, die sie auch hin und wieder im Laden unterstützt.

Obendrauf kommen dann noch diverse Geheimnisse, schmerzhafte Erinnerungen und ähnliches, die verhindern, dass die beiden Liebenden zu schnell zueinander finden. Dabei stört mich vor allem die Tränenseligkeit des Romans, der zu viele Kitsch und Schmalz. Die Dialoge sind zwar durchaus auch amüsant, aber meist etwas leblos, es wiederholt sich, dreht sich im Kreis, vor allem die Gespräche zwischen Miriam und ihrer Freundin. Es gibt zu viele Zufälle, zu viel Drama, zu viel von fast allem.

Und schließlich die Figuren, die arg schablonenhaft, arg klischeelastig sind. Vor allem aber die Hauptfigur Miriam, die schrecklich naiv, weltfremd dargestellt wird, die nie merkt, dass ihr Laden den Bach runter geht, die – wieder so ein aus der Zeit gefallenes Klischee – ihre Belege in Schuhkartons sammelt und die von Gabriel „gerettet“ werden muss. Das hat mich dann leider doch ziemlich gestört.

Dennoch insgesamt ein durchaus netter Roman, der aber meiner Meinung nach unnötig in die Länge gezogen ist, man hätte gut 100 Seiten streichen können, ohne das die Story etwas verloren hätte. Schade, denn ich mag die Romane von Charlotte Lucas sehr. Dieser aber ließ mich ein bisschen enttäuscht zurück.

Charlotte Lucas – Luzie in den Wolken
Atlantik, März 2025
Gebundene Ausgabe, 523 Seiten, 24,00 €

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