Charlotte Printz – Im Netz der Lügen

⭐⭐⭐

Zwei Detektivinnen im Berlin der 60er Jahre –  etwas arg verwickelter Krimi

Der zweite Band in der Reihe um die Detektei Nachtigall, die von Carla und ihrer Halbschwester Wally mehr schlecht als recht geführt wird. Die beiden jungen Frauen versuchen mehrere Fälle gleichzeitig aufzuklären, verzetteln sich dabei aber zusehends.

Der erste „Fall“ verlangt von Carla, einen verschwundenen Ehering zu finden. Irma, die Frau, die den Ring verlor, hat große Angst vor ihrem derzeit verreisten Ehemann, einem Bestatter, und so beauftragt sie die Detektei mit der Suche. Empfohlen wurde ihr die Detektei Nachtigall von ihrer Schwägerin Bertha, die noch eine größere Rolle spielen wird.

Zusätzlich soll Carla einer Freundin ihrer Tante Lulu helfen, die plötzlich zu Reichtum kam durch eine Erbschaft. Erblasserin war eine Jüdin, die während des dritten Reichs ein Lehrbuch für Hebammen geschrieben hatte, welches dann aber unter dem Namen einer deutschen Nazihebamme veröffentlicht wurde. Henny, Lulus Freundin, möchte, dass die eigentliche Verfasserin posthum zu ihrem Recht kommt und der Verlag und die Betrügerin sich öffentlich entschuldigen. Bevor es aber soweit kommt, wird Henny ermordet und Lulu als Hauptverdächtige verhaftet.

Parallel zu all diesen Ereignissen hat Wally so ihre Geheimnisse. Sie kooperiert mit Spionen der DDR und soll einen geflüchteten Wissenschaftler ausliefern. Doch sie hadert mit diesem Auftrag, weiß aber, dass sie sich bei Verweigerung selbst in Gefahr bringt. Dass sie so offensichtlich etwas vor Carla, ihrer Halbschwester, die sie erst im letzten Band kennenlernte, verbirgt, sorgt für erhebliche Missstimmung zwischen den beiden jungen Frauen.

So sympathisch die diversen Protagonistinnen dargestellt sind, so flott der Schreibstil des Romans ist, so verwirrend und verwickelt ist die Handlung. Hier scheint die Autorin ein bisschen zu viel gleichzeitig gewollt zu haben, der Plot ist dadurch etwas überladen, es gibt zu viele Handlungsstränge, zu viele unklare Andeutungen, so dass man recht bald den Faden verliert.  

Schon der Beginn des Romans ist fast zu hektisch, man wird in die Ereignisse hineingeworfen, bekommt mit ein paar wenigen Brocken Verweise auf die Handlung des ersten Bands. Die Dialoge sind ebenfalls oft etwas hektisch, wirr und verlieren sich im Nebensächlichen.

Dabei ist das Thema bzw. die Themen durchaus interessant und hätten für einen Krimi ausreichend Stoff geboten. Doch hier werden sie ein bisschen zu oberflächlich, zu leichtfüßig abgehandelt. Dazu gab es einige unschöne Fehler, wie z.B. die Verwechslung von Queen Mary und Queen Elizabeth II. Schade, dass das Lektorat das übersah.

 Insgesamt mag ich diese Reihe aufgrund der Protagonistinnen und der Zeit, in welcher die Handlung angesiedelt ist. Gerade der Schauplatz Berlin bietet hier spannende Themen und interessante Örtlichkeiten ebenso wie viele historische Figuren dieser Zeit. Daher hoffe ich trotz der leisen Kritik an diesem Band auf Fortsetzungen, die dann vielleicht an die Qualität der ersten Folge anschließen können.

Charlotte Printz – Im Netz der Lügen
dtv, Juli 2024
Taschenbuch, 399 Seiten, 13,00 €


Schau auch hier: Charlotte Printz – Die rätselhafte Klientin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert