Eric Berg – Der Küstenpfad

⭐⭐⭐

Solider Krimi um einen Mord innerhalb einer Wandergruppe

Grundsätzlich mag ich Krimis mit „Hobbydetektiven“ sehr gern, fast sogar lieber als solche mit professionellen Ermittlern, also Kommissaren. Allerdings muss auch ein solcher Kriminalroman plausibel, schlüssig und realistisch sein.

In diesem Krimi steht zum wiederholten Mal die Journalistin Doro Kagel im Mittelpunkt. Sie hat bereits in vorigen Büchern des Autors erfolgreich Kriminalfälle aufgeklärt, an denen die Polizei gescheitert ist. Diesmal nun geht es um einen Mord innerhalb einer Wandergruppe, die über mehrere Tage hinweg an der Ostsee entlang gewandert ist.

Die sieben Menschen – vier Frauen und drei Männer – kannten sich vorher nicht, sondern haben sich über eine Internetgruppe getroffen. Allerdings sind darunter auch ein Vater mit seiner Teenager-Tochter sowie eine Großmutter mit ihrem Teenager-Enkel. Dazu kommen eine Halbitalienerin, ein abgehalfterter Ex-Seemann und eine schweigsame Frau.

Kurz nachdem der Mord entdeckt wurde, ohne dass er bislang aufgeklärt werden konnte, beschließt Doro Kagel, den gleichen Weg zu wandern, um zu recherchieren, um sich in die Gruppe einfühlen zu können und sicher auch mit dem Plan, sie könne wieder einmal den Mord aufklären. Ehrlich gesagt war mir schon dieser Punkt so gar nicht nachvollziehbar. Um nicht allein zu wandern, begleitet sie ihr erwachsener Sohn, ein Mediziner.

Nun wird die Geschichte auf zwei Ebenen erzählt, mal ist man bei der Wandergruppe, hier dann jeweils aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, und mal ist man bei Doro, was in Ich-Form erzählt wird. Recht geschickt wechseln die Ebenen oft dann, wenn Doro gerade an dem Ort ankommt, an dem sich die vorherige Szene innerhalb der Gruppe abspielte.

Bei ihren Befragungen von Servicepersonal an der Strecke, von Ferienhausvermieterinnen und auch durch ihre Kontakte zur Polizei erfährt Doro – natürlich – viel mehr als jeder Kommissar. Auch das, vor allem die so überaus freizügige Informationsvergabe der Polizei an eine Journalistin, ist ein Punkt, den ich in solchen Romankonstruktionen immer wieder ziemlich unrealistisch finde, wohl wissend, dass sie sonst aber nicht wirklich funktionieren würden.

Dass aber Doro Kagel penetrant sich selbst lobt, ihre Befragungstechnik, ihre bisherigen Aufklärungsquoten, das störte dann doch sehr beim Lesen. Auch wenn sie ansonsten keine unsympathische Figur ist, wirklich warm werde ich mit ihr nicht.

So sind die Szenen auf der Zeitebene der Wanderung der Gruppe wesentlich spannender, gehaltvoller und auch stilistisch gelungener. Viel Wert wird auf die Dynamik innerhalb der Gruppe gelegt, so wenn zum Beispiel die mitwandernde Elsi, stets besorgt um ihren bereits straffällig gewordenen Enkel Yannick, alle anderen immer bemuttern will, denn sie hat ein ausgeprägtes Helfersyndrom. Oder wenn sich zwischen Yannick und Jule, der Tochter des Organisators der Wanderung, eine zarte Liebesgeschichte entwickelt. Hier sind die Dialoge authentisch und lebensecht. Was man von den Szenen aus Doros Sicht nicht immer behaupten kann.

Insgesamt ein durchaus spannender Krimi mit – abgesehen von der Hobbyermittlerin – gelungenen Figuren, die mit umfangreichen Hintergründen versehen wurden. Hier tat der Autor m.E. auch ein bisschen zu viel des Guten, denn das wirkt dann doch manchmal etwas überfrachtet. Es hätte nicht für jeden der Wanderer ein solches privates Drama gebraucht. Dadurch wird das Ganze auch ein wenig zu sehr in die Länge gezogen, auch hätte man, wie schon erwähnt, in den Szenen aus Doro Kagels Sicht einiges einsparen können. Dennoch ein solider Krimi, den man empfehlen kann.

Eric Berg – Der Küstenpfad
Limes, März 2025
Taschenbuch, 416 Seiten, 14,00 €


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