Junge Frau hat Macht über die Zeit oder: Und täglich grüßt das Murmeltier?
Cassandra, die ihren Namen für Programm hält, verliert am selben Tag Freund und Job. Doch abends steht ihr Freund wieder vor der Tür, als wäre nichts gewesen, nur um sich am kommenden Morgen erneut von ihr zu trennen. Dasselbe geschieht an ihrem Arbeitsplatz. Sie durchlebt immer wieder dieselben Momente.
Erst nach einer Weile wird ihr bewusst, dass sie die Abläufe ändern, Einfluss auf die Geschehnisse nehmen kann. Dazu muss sie aber zuerst einmal sich selbst ändern, denn vieles, was geschah, verdankt sie ihrer ungewöhnlichen, manchmal verstörenden Art, wie beispielsweise ihr Drang, stets offen ihre Meinung zu sagen.
Das Ganze zieht sich länger hin, immer wieder lesen wir dieselben Szenen, mit minimalen Abweichungen. Als Cassandra merkt, dass sie bewusst und mit Absicht die Zeit zurückdrehen kann, wird es vollends konfus, denn das tut sie von da an, wann immer ihr der Ablauf der Ereignisse nicht zusagt.
Da verliert man als Leserin irgendwann den Überblick. So sympathisch die Protagonistin, die offensichtlich, auch wenn es ihr selbst nicht bekannt ist, autistische Züge hat, dargestellt ist, die Handlung wird derart abstrus, dass man nicht nur den Faden, sondern auch die Freude am Roman verliert. Schließlich spielen auch noch vergangene Ereignisse wie der Unfalltod ihrer Eltern eine wichtige Rolle, deren Wirkung auf ihre Stimmung und ihre Befindlichkeit sie selbst permanent analysiert.
Mir war bei der Lektüre nie klar, was uns die Autorin eigentlich erzählen möchte. Dieser Kniff mit der Zeitverschiebung verliert an Wirkung aufgrund der Abnutzung dieses Gags. Ohne das wäre es vielleicht eine berührende Geschichte um eine Außenseiterin, die ihre besondere Art irgendwann akzeptieren kann, geworden. So war der Roman für mich sinnentleert und wenig überzeugend.
Holly Smale – Mein schrecklich schönes Leben
aus dem Englischen von Jana Wahrendorff
Droemer, August 2023
Taschenbuch, 400 Seiten, 16,99 €