Irma Nelles – Die Gräfin

⭐⭐

Auf einer wahren Begebenheit beruhender, arg zäher Roman

Die Protagonistin des Romans, Diana von Reventlow-Criminil, hat es wirklich gegeben, ebenso wie den abgeschossenen englischen Fliegerleutnant, der im zweiten Weltkrieg auf ihrer Hallig notlandete.

Sie war zu diesem Zeitpunkt bereits über 70, hatte ihren eigenen Kopf und machte mehr oder weniger stets, was sie wollte. Das bedeutet, dass sie sich auch von den Nationalsozialisten nicht ins Bockshorn jagen ließ, sondern immer wieder einmal Verfolgten half, unterzutauchen oder zu flüchten.

Außer ihr leben auf der Hallig zu dieser Zeit, es ist das Jahr 1944, nur noch die junge Meta, ihre Haustochter und der Kutscher Maschmann, so was wie der Mann für alles. Beide ordnen sich dem Regiment der Gräfin stets unter, so dass sie auch mitspielen, als sie beschließt, den Engländer bei sich zu verstecken. Auf dem Festland respektive auf der nahegelegenen Insel Nordstrand gibt es weitere Menschen, denen sie vertraut.

Nach und nach kommen sich der junge Leutnant und die alte Gräfin näher. Sie versinkt oft und immer wieder in Erinnerungen, an Männer, an Liebschaften, an Lieben, die es gab und hätte geben können. Eine merkwürdige Beziehung entsteht zwischen dem jungen Mann und der alten Frau.

Erzählt wird das in sehr ruhigem Ton, langsam, beschaulich, mit vielen Landschafts- und Wetterbeschreibungen, mit vielen Einblicken in den Seelen- und Gemütszustand der Figuren. Es passiert wenig, es kommt keinerlei Spannung auf, keine Dramatik. So gibt es fast keine erzählbare Handlung, über das, was man an Tatsachen über die historische Figur weiß, hinaus.

So entsteht zwar viel Atmosphäre, aber insgesamt ist die Erzählweise, sind Stil und Sprache eher langatmig, langweilig. Und man bleibt am Ende etwas ratlos zurück, was man mit der Erzählung – einen Roman möchte man das schmale Buch fast nicht nennen – anfangen soll.

Daher konnte das Werk in mir keine Emotionen, kein Mitfühlen wecken, mich nicht wirklich erreichen.

Irma Nelles – Die Gräfin
hanserblau, August 2024
Gebundene Ausgabe, 171 Seiten, 20,00 €

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