Unterhaltsamer Krimi mit überraschender Auflösung
Immer um den Neujahrstag herum verschwinden 16-jährige Mädchen, um dann etwa 14 Tage später tot aufgefunden zu werden. Das geschieht in einem ansonsten beschaulichen Dorf, in welchem die ehemalige Bibliothekarin May Morrigan ein ansehnliches Landhaus bewohnt. Ihre Mitbewohner sind zwei Dackel sowie ihr ehemaliger Studienkollege Fletcher.
May, die auch ehemals eine Buchhandlung betrieb, entledigt sich gerne mal unliebsamer Mitbürger. Wer ihr oder jemandem, der ihr etwas bedeutet, querkommt, wird schonungslos eliminiert. Doch als nun wieder ein Mädchen verschwindet, wird Mays Spürsinn geweckt: Sie beschließt, den Täter zu finden und sein grausliches Tun zu beenden. Die Zeit drängt, er muss vor Ablauf der üblichen 14 Tage gefunden werden.
Währenddessen bereitet man sich in der Buchhandlung auf die Lesung der berühmten Liebesromanautorin Barbara Bouvier vor, einer guten Freundin Mays. Der jetzige Betreiber der Buchhandlung, der zwergwüchsige Bastian Lovelace, kennt sich mit Computertechnik aus und wird ein wichtiger Helfer Mays und Fletchers bei der Suche nach dem Mädchenmörder.
Fletcher schwärmt derzeit für den jungen Metzger Lee, der sich aber als große Enttäuschung erweist, als er Fletcher tödlich beleidigt. Das wiederum bekommt Lee gar nicht gut.
So gibt es mehrere Handlungsfäden, davon beschäftigt sich ein weiterer mit dem Journalisten Danny Fox, der eigentlich Karriere machen möchte, wobei ihm allerdings ein sehr unliebsamer Kollege im Weg steht. Danny beginnt ebenfalls in dem Fall der verschwundenen Mädchen zu ermitteln, an seiner Seite eine junge Frau, deren Schwester eines der entführten Mädchen kannte.
All das wird temporeich und mit ziemlich viel Witz erzählt, ohne die diversen zwischenmenschlichen Probleme wie Vorurteile, Ausgrenzung und Ablehnung zu verschweigen. Die Figuren sind allesamt recht skurril, also eigentlich typisch englisch. Doch vieles, was sie tun, erscheint wenig plausibel oder logisch, manchmal unpassend und nicht immer unbedingt verständlich oder nachvollziehbar. Insbesondere die Handlungen Mays, der titelgebenden Hauptfigur, wirken oft überzogen, zu unrealistisch, zu dick aufgetragen.
Eine nie überführte Mörderin, die sich unliebsamer Mitbürger einfach so entledigt, ist auf den ersten Blick witzig und auch spannend, aber es funktioniert hier nicht so wirklich, es bleibt stets ein gewisses Unbehagen.
Insgesamt also ein durchaus lesenswerter, weil unterhaltsamer Kriminalroman, bei dem die Aufklärung der Tat und die Entlarvung des Täters am Ende recht überraschend daherkommen. Völlig überzeugen kann diese Protagonistin bisher jedoch noch nicht.
Katherine Black – May Morrigans Mysteriöse Morde
aus dem Englischen von Dietmar Schmidt
Lübbe, November 2024
Gebundene Ausgabe, 334 Seiten, 18,00 €