Ein Schamane wird ermordet. In einem keltischen Heiligtum. In der Eifel. Geht es noch mystischer? Na klar. Eine Kräuterhexe ermittelt.
Das sind die Zutaten zu dem neuen Krimi von Katja Kleiber, dem zweiten mit der Hobbyermittlerin Ella Dorn, der sogenannten „Eifelhexe“. Der Ermordete war ein sanfter, vor allem bei Frauen sehr beliebter Mann, der mitten im „Goloring“, dem keltischen Heiligtum, erstochen aufgefunden wurde. Ella, die sich sehr zu dem Ermordeten Leo Schmidt hingezogen gefühlt hatte, ist erschüttert. Nach und nach versucht sie, die Motive zu ergründen und stellt viele neugierige Fragen an die Menschen in der Umgebung. Dadurch gerät sie schließlich selbst in große Gefahr.
Dabei ermittelt natürlich auch die Polizei. Und zwar in Person von Tanja Marx und Peter Claes. Beide kennen Ella bereits aus einem vorherigen Fall, eben dem im ersten Band geschilderten. Es gibt viele Spuren in Fall Leo Schmidt, etliche Menschen, bei denen Tanja und Peter ein Motiv vermuten. Erst langsam kristallisiert sich heraus, um was es wirklich geht.
Der Ausgangpunkt dieses Krimis verheißt interessante Unterhaltung. Es wird viel spekuliert und debattiert, ob die Naturverbundenheit, die Esoterik und die Lebensweise des Ermordeten etwas mit der Tat zu tun haben könnten. Es gibt den Verdacht, es könne sich um eine Eifersuchtstat handeln. Und schließlich besteht auch noch die Möglichkeit, das Ganze steht vielleicht im Zusammenhang mit Umweltfragen.
Für einen Kriminalroman fehlt es mir in dem Buch jedoch etwas an Spannung, es fehlen sympathische Protagonisten und zwielichtige Antagonisten. Das Personaltableau ist sehr groß, man verliert ein wenig den Überblick, zumal bei Nachnamen wie Schmidt oder Müller. Hier wäre mehr Fantasie schön gewesen. Die Autorin verläuft sich in Nebensächlichkeiten, viele Szenen sind in meinen Augen überflüssig, haben sie doch mit dem Plot nichts zu tun, lähmen dagegen aber die wenige vorhandene Spannung. Die Kommissare sind einigermaßen klischeehaft skizziert. Tanja ist nur an ihrer Karriere interessiert, Peter geilt sich am Anblick jeder Frau auf. Das macht beide ziemlich unsympathisch, sorgt für Distanz zwischen den Figuren und der Leserin.
Selbst die Hauptfigur, Ella Dorn, weckt in mir wenig Anteilnahme, sie bleibt mir fremd. Den im Klappentext angekündigten Humor habe ich in dem Roman vergeblich gesucht. Der Schreibstil von Katja Kleiber kann für diese Mankos leider auch nicht entschädigen, er ist nicht überraschend, nicht außergewöhnlich, die Dialoge oft ein wenig hölzern, viele Aktionen der Figuren sind zu ausführlich beschrieben, wie beispielsweise, wenn Schritt für Schritt erzählt wird, wie Ella sich erst Kaffee und dann eine Suppe zubereitet, sich aufs Sofa legt, eine Decke über die Beine breitet usw. Das braucht es nicht, und besonders nicht in einem Krimi.
Wirklich gut gelungen sind hingegen die Naturschilderungen, die Beschreibungen der Eifel-Landschaft, beispielsweise die Szene, in der Ella eine Herde Rehe und Hirsche beobachtet. Hier erreicht mich die Autorin, an diesen Stellen zieht sie mich in ihren Roman. Insgesamt daher doch ein schöner, unterhaltsamer Eifelkrimi mit etwas Verbesserungspotential hinsichtlich der Spannung.
Katja Kleiber – Sturm über der Eifel
emons, Oktober 2020
broschiert, 222 Seiten, 12,00 €