Bridget Collins (Hrsg.) – Wintergeister

⭐⭐⭐⭐

Schauergeschichten aus England, atmosphärisch und irgendwie anheimelnd

Wieder versammelt die preisgekrönte Autorin Bridget Collins Gruselgeschichten namhafter Schreibenden in einem wunderschön gestalteten Buch, das erneut zu passenden Jahreszeit erscheint.

Aus dem vorigen Band sind neben der Herausgeberin bereits die Autorinnen Jess Kidd (eine meiner Lieblingsschriftstellerinnen), Laura Purcell sowie der Autor Andrew Michael Hurley bekannt. Neu in der diesjährigen Ausgabe hinzugekommen sind Catriona Ward und Susan Stokes-Chapman.

Letztere erzählt vom „Witwenweg“, einer dunklen Gasse, welche die Fächermacherin Honoria jeden Abend entlang laufen muss, um zu ihrem Haus zu gelangen. Honoria wird von vielen Menschen bedauert, denn ihr Ehemann ist seit Wochen spurlos verschwunden. Es ist nun kurz vor dem jährlichen Weihnachtsball des ortsansässigen Lords, für welche Gelegenheit viele Damen des Ortes neue Fächer benötigen. So auch die Tochter des Lords, für die Honoria ein besonders schönes Stück anfertigt. Eine wirklich gruselige Geschichte, die auch viel Spannung entwickelt.

Auch sehr beeindruckt hat mich die Geschichte „Das Lied von Glocken und Ketten“ von Laura Purcell, in welcher die Gouvernante Abigail große Mühe hat, ihre Schutzbefohlenen unter Kontrolle zu halten und zu ordentlichem Benehmen zu erziehen. Schließlich, um die Ungebärdigen zu strafen und zu schrecken, erzählt sie eine düstere Schauergeschichte. Das aber zeitigt üble Folgen.

Jess Kidds Geschichte „Ada Lark“ handelt von einer betrügerischen Frau, die angeblich mit Verstorbenen Kontakt aufnehmen kann. Ada, ein kleines Waisenmädchen, spielt bei dem Betrug eine entscheidende Rolle. Doch plötzlich scheint sie tatsächlich Botschaften aus dem Jenseits zu empfangen.

Dann gibt es die Geschichte von Andrew Micheal Hurley über ein altes Theaterstück, das am Ende der Aufführung für einen der Schauspieler eine ganz schreckliche Überraschung bereithält. Bridget Collins erzählt von einer Schriftstellerin, die sich von einer steinernen Figur bedroht fühlt und Catriona Word schließlich von einer Gestalt, die immer dann auftaucht, wenn die Protagonistin lügt.

Nicht alle sechs Geschichten sind gleich schaurig, nicht alle wirklich gruselig. Die Geschichten spielen zu ganz unterschiedlichen Zeiten, mal in früheren Jahrhunderten, mal nach dem Zweiten Weltkrieg, mal erfährt man es gar nicht, was vielleicht ein gewisses Manko ist.

Gemeinsam ist den Geschichten die fast immer wirklich überraschende Pointe, das verblüffende Ende. Und vor allem auch die meisterhafte Schreibkunst der hier versammelten Schreibenden. Wie es ihnen gelingt, die passende Stimmung, die unheimliche Atmosphäre zu erschaffen, das ist schon wirklich genial. Auch wenn man sich nicht unbedingt wirklich fürchtet bei der Lektüre, so ist das gesamte Buch doch sehr unterhaltsam, wunderbar geschrieben und wirklich gelungen.

Eine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle, die englische Schauerromane lieben.

Bridget Collins (Hrsg.) – Wintergeister
aus dem Englischen von Sibylle Schmidt
DuMont, September 2024
Gebundene Ausgabe, 236 Seiten, 24,00 €


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