Eine entscheidende Kritik an diesem Band mit Kurzkrimis muss ich gleich am Anfang loswerden, denn es fehlt genau das, was man am Anfang des Lesens von Kurzprosa sucht: ein Inhaltsverzeichnis. Für mich ein großes Manko dieser Sammlung. So fällt es schwer, Texte wiederzufinden oder sie nach Gusto auszuwählen.
12 Kriminal-Erzählungen bündelt dieses Buch der am Niederrhein heimischen Autorin, 12 ganz unterschiedliche und doch recht ähnliche Geschichten. Die sich alle, wie der Titel verheißt, in dieser Region zwischen Xanten und Aachen zutragen.
Wie meist beim Genre Kurzkrimi sind die Protagonisten Kleinkriminelle oder solche, die unverhofft zu kriminellem Tun verleitet oder dazu gezwungen werden. Zudem ist das Ende der jeweiligen Geschichte oft überraschend. So auch in diesem Buch, das von dem Tod eines LKW-Fahrers ebenso erzählt wie von den Ermittlungen einer weiblichen Detektivin (wobei mich genau hier das Ende ziemlich ratlos zurückließ). Eine ungewöhnliche Erzählweise wählte die Autorin in der Geschichte mit dem Titel „Irrare parentalis est“, die sich in Form von Chatnachrichten entwickelt. Eine spannende Methode, doch nicht leicht zu lesen. Eine der Geschichten ist besonders aktuell, thematisiert sie doch den Brand im Krefelder Zoo, bei dem mehrere Affen umkamen.
Im Hinblick auf den Plot sind also all diese Geschichten interessant und spannend, betrachtet man hingegen den Schreibstil, so sind sie eher zäh und träge erzählt. Manche liest sich gar wie ein Touristenführer, wenn seitenlang die Sehenswürdigkeiten der Region und deren Geschichte ausgebreitet werden. Oder aus einem Dialog eher ein Monolog wird, wenn eine Protagonistin wie in einem Geschichtsbuch über drei oder vier Seiten die – vermutlich authentische – Geschichte der Krawattenindustrie erzählt. Das mag interessant sein, ermüdet aber schnell und gehört nicht in einen Kurzkrimi, der von Tempo und Spannung leben sollte. In einer weiteren Geschichte fehlen Absätze, lediglich beim Wechsel der Figur wird ein solcher eingefügt.
All dies trübt leider das Lesevergnügen, was in meinen Augen sehr schade ist, denn die Plots sind hintergründig und geben ausreichend Stoff für fesselnde Kriminalgeschichten.
Regina Schleheck – Mörderisches vom Niederrhein
gmeiner, August 2021
Taschenbuch, 313 Seiten, 12,00 €